Filmtipp
„Oeconomia” - Wirtschaftssystem mit Ablaufdatum
Erschreckend-nüchternes Bild eines gefährlichen Systems im neuen Werk von Carmen Losmann – seit 19. Mai in den Kinos
„Mit diesem Film bin ich in eine schwierige Sache geraten”, leitet Carmen Losman ihren Film „Oeconomia” ein. Was folgt, ist vor allem der Versuch, Antworten auf eine Frage zu geben: Woher kommt unser Geld? Die Dokumentarfilmerin zeichnet ein trockenes und gleichzeitig erschütterndes Bild über ein System, das viele Menschen zwar nicht verstehen, das ihnen aber trotzdem das Gefühl gibt, dass hier etwas überhaupt nicht stimmt. Premiere feierte "Oeconomia" bereits auf der Berlinale 2020, der Filmstart musste dann aber coronabedingt mehrfach verschoben werden. Am 19. Mai war es dann wirklich soweit und der sehenswerte Film lief in den heimischen Kinos an.
Spielregeln eines entfesselten Systems
Seit der Finanzkrise versuche sie, dieses Wirtschaftssystem zu verstehen, beschreibt die Dokumentarfilmerin den Ausganspunkt ihres neuen Werks. Wirtschaftsleistung und Verschuldung steigen seit Jahrzehnten um ein Vielfaches, die Ungleichheit der Vermögensverteilung wachse. Losmann macht sich auf eine spannende Reise, die Zusammenhänge zu finden und die dubiosen Spielregeln dieses Systems zu ergründen. Sie tut das mit Distanz, Ruhe und gegen viele Widerstände. Drehgenehmigungen werden gar nicht erteilt oder zurückgezogen bzw. stark eingeschränkt. Angenehm ist Losmann bei ihren Recherchen offenbar nicht. Man lässt sich eben nicht gern in die gezinkten Karten schauen.
Du kannst jetzt 3 x 2 Kinotickets für „Oeconomia" gewinnen. Schick uns einfach bis 26. Mai 2021 eine E-Mail mit dem Betreff „Oeconomia", deinem Namen und deiner Adresse an presse@oegb.at. Die Gewinner werden von uns gezogen, deine Tickets bekommmst du dann per Post. Eine Barablöse ist nicht möglich, der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
Wer doch redet, erzählt Schockierendes
Und doch findet sie Experten, die mit ihr sprechen – zum Beispiel Thomas Mayer, ehemaliger Chefvolkswirt der Deutschen Bank. Seine Statements zeichnen schon zu Beginn des Films ein eindrückliches Bild: Geld entstehe bei den Banken aus dem Nichts, erklärt er. Es stimme nicht, dass zuvor Einlagen gesammelt werden, um dann Kredite zu vergeben. Die Bank brauche kein Geld für die Vergabe, sie produziert es dadurch nämlich selbst. Was Mayer beschreibt, bestätigt eine anonyme Quelle in klaren Worten: Das Ganze funktioniere nur so lange, wie die Kettenreaktion zwischen Wirtschaftswachstum und Kreditneuschöpfung weiterlaufe.
Die Rechnung zahlen wir alle
In Losmanns Film geht es in markanten Bildern und teils schockierenden Statements um ein System, an dessen Ende die Mehrheit der Menschen die Schulden trägt, aber nichts vom Reichtum hat. Um ein System, das ein Ablaufdatum hat und auf Sand gebaut ist. „Die Schulden von heute sind die Profite von morgen”, steht am Ende zu lesen.
Die Schulden von heute sind die Profite von morgen.
„Jeder, der genauer hinschaut weiß, dass das nicht funktioniert”, hört man noch. Sehenswert, bildend, aber nichts für einen empfindlichen Magen.
Carmen Losmann wird 1978 in Crailsheim im deutschen Bundesland Baden-Württemberg geboren. Sie studierte Marketing in England und Film/Fernsehen an der Kunsthochschule in Köln. Mit „Work Hard – Play Hard” lieferte Losmann 2011 ein vielbeachtetes und ihr bislang bekanntestes Werk. Sie lebt in Templin und in Köln.