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Die Wirtschaft leidet nicht unter fairen Lohnabschlüssen, sondern unter hohen Energiepreisen. Eine ÖGB-Analyse belegt das. Maryia - adobe.stock.com

Wirtschaftskrise

Die Löhne können nix dafür

Es sind die Energiekosten, die der Wirtschaft weh tun – nicht die Löhne und Gehälter

Die Wirtschaft hatte es schon leichter. Auf eine Rezession folgt schwaches Wachstum, auch die Arbeitslosigkeit wird im kommenden Jahr voraussichtlich steigen. Über diese Umstände herrscht weitgehend Einigkeit – mancherorts werden daraus aber die völlig falschen Schlüsse gezogen. Einer davon: „Lohnzurückhaltung”. Die Löhne und Gehälter der Arbeitnehmer:innen haben mit der schwierigen wirtschaftlichen Lage nämlich nichts zu tun. Die hohen Energiepreise sind das Problem und das kann nur die Politik lösen.

ÖGB liefert den Beweis

Das lässt sich auch leicht belegen, wie die Expertinnen und Experten des ÖGB analysiert haben: Es gibt zum Beispiel in der Industrieproduktion Bereiche, in denen der Lohnanteil höher ist und solche, in denen er niedriger ist. Entwickelt haben sich aber zwischen Jänner 2022 und Juni 2024 alle gleich. Anders sieht das aber überall dort aus, wo die Produktion viel Energie benötigt: Diese energieintensiven Sektoren haben nämlich im gleichen Zeitraum zwölf Prozentpunkte auf die nicht-energieintensiven verloren.

Der Vergleich: Wie hat sich die Produktion in der Industrie entwickelt? ÖGB

Dass in der Diskussion trotzdem mit den angeblich zu hohen Einkommen der arbeitenden Menschen argumentiert wird, hat ausschließlich ideologische Gründe.

Die Produktion in der lohnintensiven Industrie hat sich sogar besser entwickelt. ÖGB

Keine Sorge wegen der Lohnquote

Die Lohnquote, also der Anteil der Löhne und Gehälter am gesamtwirtschaftlichen Einkommen, liegt aktuell bei 66,3 Prozent. Aber ist das viel oder wenig? Die klare Antwort: Es ist völlig normal. Die Lohnquote hatte 1978 mit 77,2 Prozent ihren Höchststand, lag 1995 bei 67,4 Prozent und sank bis zur Wirtschaftskrise 2008 auf 59,4 Prozent. Danach stabilisierte sie sich wieder und liegt heute immer noch unter dem Wert von 1995.

Ein Anstieg der Lohnkosten ist das geringste Problem der Industrie. ÖGB

Während einer Rezession sind steigende Lohnquoten bei sinkenden Unternehmensgewinnen übrigens völlig normal. Das war beim Rohstoffpreisschock 1975 so, das war während der Krise von 2008 so und das ist dementsprechend auch heute so. Kein Grund zur Sorge – und keine Ursache für die jeweiligen Krisen, sondern deren Folge. Zudem übt die Lohnquote einen stabilisierenden Effekt auf die Konjunktur aus. Vereinfacht gesagt: Haben die Menschen mehr Geld zum Ausgeben, dann hilft das der Wirtschaft.

Die Löhne folgen den Preisen

Die erfolgreichen und fairen Abschlüsse, die den Gewerkschaften in den Kollektivvertragsverhandlungen gelungen sind, sind eine Folge der enormen Inflation und der hohen Preise, aber keine Ursache dafür. Denn die Benya-Formel – also die Inflation der letzten zwölf Monate plus Produktivitätszuwachs – bildet die Vergangenheit ab und nicht die Zukunft.

Anders ausgedrückt: Die türkis-grüne Bundesregierung hat viel zu wenig gegen die massive Teuerung unternommen. Daraus ergab sich dann die Notwendigkeit entsprechender Lohnabschlüsse.

Die Einkommen der arbeitenden Menschen sind also aus zweierlei Gründen völlig unschuldig an der Wirtschaftslage: Denn sie sind einerseits nur den Preisen gefolgt und andererseits kommt die wahre Belastung von den hohen Energiekosten. Im Gegenteil: Ohne die von den Gewerkschaften durchgesetzten Abschlüsse wäre der Konsum noch schwächer – und darunter würde die Wirtschaft weiter leiden.

Die Produktivität steigt

Und übrigens: Produktiver sind die Arbeitnehmer:innen in Österreich auch noch geworden – was sich auch in Zahlen belegen lässt: Um 2,6 Prozentpunkte hat ihre Produktivität seit Anfang 2021 zugelegt. Das ist mehr als Deutschland, Frankreich oder Italien – und auch besser als der Durchschnitt der Eurozone.

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