Unverhältnis
Dividende vs. Lohnnebenkosten: 133:1
Der ÖGB rechnet ein Beispiel durch: Die ausgeschüttete Dividende ist 133-mal höher als die Einsparung durch gesenkte Lohnnebenkosten
„Eine Senkung der Lohnnebenkosten würde den meisten Unternehmen kaum nennenswerte Einsparungen bringen“, stellt ÖGB-Ökonom Mattias Muckenhuber klar. „Wenige große Unternehmen würden stark profitieren – im Vergleich zu den Dividendenausschüttungen wäre die Lohnnebenkostensenkung aber in vielen Fällen ein Klacks.“ Es geht bei dieser Forderung vor allem um Profiterhöhung und um eine Schwächung des Sozialstaats, „seriöse wirtschaftliche Argumente lassen sich kaum finden, schon gar nicht mit Blick auf die viel zitierte Wettbewerbsfähigkeit“, erklärt Muckenhuber weiter.
Warum das so ist? Das offenbart ein Blick auf die Zahlen, die sich der ÖGB-Experte näher angeschaut hat – über die man auf Seiten der Wirtschaft aber nicht gerne spricht. Was spart sich also ein heimischer Industriebetrieb, wenn die Lohnnebenkosten wie vorgeschlagen um 0,5 Prozentpunkte pro Jahr gesenkt werden? Die Antwort: verglichen mit den ausbezahlten Gewinnen nicht viel.
Die Analyse: Das sparen sich Unternehmen wirklich
Die Analyse des ÖGB beruht auf einem realen Unternehmen, das weltweit rund 30.000 Mitarbeiter:innen hat, davon 4.000 in Österreich. Auch der Personalaufwand geht aus den Veröffentlichungen des Konzerns hervor. Auf dieser Basis wird dann auch klar, was das für die Lohnnebenkosten bedeutet: Eine Senkung von 0,5 Prozentpunkten bringt dem Konzern in Österreich weniger als 1,5 Millionen Euro im Jahr. Eine stattliche Summe für ein einzelnes Unternehmen, aber gleichzeitig schüttet das Unternehmen bei einem Konzernergebnis von mehr als einer halben Milliarde Euro eine Dividende von weit mehr als 200 Millionen aus.
Das heißt übrigens auch: Die ausgeschüttete Dividende ist rund 133-mal so hoch wie die potenzielle Einsparung durch eine Senkung der Lohnnebenkosten.
„Wenn ein Unternehmen dreistellige Millionenbeträge an Aktionäre und Aktionärinnen verteilen kann, dann sollte es kein Problem sein, Geld zu finden, wenn es benötigt wird“, so der ÖGB-Ökonom, der außerdem erinnert: „Große, oft ohnehin sehr profitable Unternehmen würden stark von einer Lohnnebenkostensenkung profitieren, kleine Betriebe kaum. Insgesamt gehen dem Sozialstaat aber bereits durch die bisherigen Senkungen jährlich Milliarden verloren. Die Mitarbeiter:innen, ohne die der Unternehmenserfolg nicht möglich wäre, haben nichts von der Senkung – mittelfristig verlieren sie sogar, nämlich durch Leistungskürzungen im Sozialstaat“.
Auch kleine Betriebe haben nichts davon
Auch die Zahlen für einen klassischen Kleinbetrieb hat sich Muckenhuber angeschaut: „Ein kleines Unternehmen mit fünf Mitarbeiter:innen, die monatlich 3.500 Euro brutto verdienen, würde sich im Jahr 1.225 Euro sparen. Das wird bei Personalkosten von insgesamt über 300.000 Euro pro Jahr auf den Unternehmenserfolg kaum eine Auswirkung haben“, so der Ökonom.