Verteilungsgerechtigkeit
Österreichs Reichste besitzen noch mehr als gedacht
ÖNB-Studie zeigt: Reichstem Prozent gehört bis zu 50 Prozent allen Hab und Guts
Eine Studie der Österreichischen Nationalbank zeigt, dass Österreichs Superreiche noch weitaus mehr besitzen als bisher angenommen. So verfügt das reichste Prozent der Bevölkerung über 30 bis 50 Prozent allen Hab und Guts im Land. Die reichsten zehn Prozent beanspruchen demnach über 60 bis 75 Prozent des Gesamtvermögens für sich.
Bisher gingen progressive Studien davon aus, dass das reichste Prozent über rund 40 Prozent des gesamten Nettovermögens verfügt. Den ärmeren 50 Prozent hat man gerade einmal 2,5 Prozent zugeschrieben.
Transparenz auch bei Vermögen dringend nötig
Während über die Lohndaten der unselbstständig Beschäftigten alles bekannt ist, herrscht auf der Unternehmens- und Vermögensseite wenig Transparenz.
Die Daten der ÖNB-Studie stammen teils aus dem EU-Ebene den Household Finance and Consumption Survey (HFCS). Die Daten dafür stammen aus einer freiwilligen Umfrage, was Spielraum für Unschärfen lässt. Denn wenn Haushalte nur stichprobenartig zu ihrem Vermögen befragt werden, ist es unwahrscheinlich, dass Milliardäre wie René Benko teilnehmen. Eine Umstellung hin zu einem verpflichtenden Register würde hier für mehr dringend notwendige Transparenz sorgen.
Aufgrund dieser Unschärfe berücksichtigt die ÖNB-Studie neben den Daten der HFCS weitere Quellen, wie interne Informationen der Nationalbank und Informationen aus den Magazinen "Forbes" und "Trend".
Steuersystem braucht Fairness-Offensive
„Die Daten der Österreichischen Nationalbank zeigen, wie dringend Österreich eine Fairness-Offensive in Sachen Steuergerechtigkeit braucht“, sagt ÖGB-Präsident Wolfgang Katzian.
Die Steuerstruktur in Österreich befindet sich in einer Schieflage: Unselbstständige Arbeit wird zu stark, Vermögen und Unternehmensgewinne zu wenig besteuert.
Lohnsteuer macht ein Drittel der gesamten Steuern aus
Rund 80 Prozent der Steuern in Österreich kommen derzeit von ArbeitnehmerInnen und KonsumentInnen. Die Lohnsteuer, die von ArbeitnehmerInnen bezahlt wird, macht mit 29,6 Milliarden Euro ein Drittel der Steuereinnahmen aus. Die Körperschaftsteuer hingegen, deren Großteil von großen gewinnbringenden Konzernen bezahlt wird, macht im Vergleich nur 9,5 Milliarden Euro aus.
Eine Steuer auf Vermögen gibt es derzeit in Österreich nicht. Das will der ÖGB ändern: „Österreichs Steuersystem braucht eine Umgestaltung inklusive Millionärssteuer, um ArbeitnehmerInnen zu entlasten”, bekräftigt Katzian.
Millionärssteuer-Modell der GPA
Das Millionärssteuer-Modell der Gewerkschaft GPA sieht eine Besteuerung von Vermögen ab einer Million Euro mit 0,5 Prozent, ab 2 Millionen von einem Prozent und über drei Millionen von 1,5 Prozent.