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Noch nie gab es so viele so Reiche Menschen und sie werden immer mehr und immer reicher. Ein Ende ist nicht in Sicht. rh2010 – stock.adobe.com

Erbschaft und Vermögen

So viele Austro-Milliardäre wie noch nie

Die hundert Reichsten besitzen in Österreich zusammen rund 210 Milliarden Euro. Und: Erben statt arbeiten ist das globale Motto.

GLOSSE

Wer ein Ego hat, das so fett ist wie sein Bankkonto, der will da drauf: Auf die "trend.-Reichenliste". Jährlich präsentiert das heimische Magazin seine Rangliste. Auf Platz eins und damit reichster Österreicher: Mark Mateschitz mit 35,8 Milliarden Euro. Zum Vergleich: Das Verhältnis zum mittleren Vermögen eines Haushalts beträgt 1:260.000! Noch mehr Geld haben laut "trend." nur die Familien Porsche und Piëch mit 36,5 Milliarden Euro, aber eben auf zwei Familien aufgeteilt. 

Ein weiterer schockierender Punkt: Noch nie gab es in Österreich so viele Milliardäre. Erstmals wurde nämlich die 50er-Schallmauer durchbrochen: Konkret tummeln sich aktuell 51 Milliardärinnen und Milliardäre in Österreich.

Die Top-100 besitzen hierzulande rund 210 Milliarden Euro. Das sind rund 11,1 Prozent des gesamten Nettovermögens aller heimischen Haushalte. Allerdings: Selbst dort werden die Reichsten noch schneller reicher. Die Spitzen des Rankings haben nämlich mehr zugelegt, als der Rest. 

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Wenns international sein soll, dann kommt eine weiter Liste ins Spiel: die Forbes-Liste der Superreichen. Und auch das US-Magazin zeigt mit viel Glamour sein Milliardärs-Ranking (Donald Trump schaut da mittlerweile nicht mehr so gern drauf), dahinter verbergen sich aber erschreckende Zahlen – wenn man genauer hinschaut und das ein bisschen sacken lässt.

Es ist nämlich der Hochglanz-Beweis für eine höchst problematische Entwicklung. Kostprobe gefällig? Aber Achtung, jetzt wird’s unappetitlich: Unfassbare 14,2 Billionen Dollar (so viel wie noch nie) gehören den insgesamt 2.781 Milliardärinnen und Milliardären (so viele wie noch nie). Werte, die es in der Geschichte der Menschheit noch nie gab.

Die Reichen werden immer reicher

Und: Die Reichen werden auch immer reicher - in Österreich genauso, wie in der Welt. Ja, man hört das oft. Aber es stimmt eben auch. Hier einige weitere, eigentlich grausliche Fakten: Die oben genannten 14,2 Billionen aus dem Forbes-Ranking sind um mehr als zwei Billionen Dollar mehr als noch im Vorjahr. Zwei Drittel der Milliardärinnen und Milliardäre sind heute reicher als vor einem Jahr. 

Beinahe lustig mutet es übrigens an, dass sogar bei den Mega-Reichen dieser Welt die besonders Mega-Reichen (also Platz 1 bis 20) noch schneller mega-reich werden als die ein bisschen weniger Mega-Reichen (also von Platz 21 bis Platz 2.781). Die Top-20 haben laut Forbes-Ranking nämlich allein 700 Milliarden Dollar im letzten Jahr dazu gewonnen. Das stimmt übrigens auch in Österreich: Auch bei uns haben all jene, die ganz vorne im Ranking zu finden sind, auch am meisten und schnellsten zugelegt. 

Unter 30 gibt es nur Erben

Klar wird aus dem internationalen Forbes-Ranking auch: Reich wird man nicht durch Arbeit – zumindest nicht, wenn man jung ist. Keine Milliardärin und kein Milliardär auf der Liste hat für seinen Reichtum gearbeitet, wenn er oder sie unter 30 Jahre alt ist. Sie sind alle Erben. Für Forbes „der Beginn der lang erwarteten Übergabe des Reichtums von einer Generation an die nächste“. Für den ÖGB einige Milliarden Gründe für Erbschafts- und Vermögenssteuern. Denn diese Liste der Nicht-Leistungen wird in den nächsten Jahren deutlich länger werden.

Deshalb fordert der ÖGB unter anderem:

  • Rücknahme der Körperschaftssteuersenkung
  • Einführung einer Millionärssteuer auf private Nettovermögen über einer Million Euro
  • Einführung einer Erbschafts- und Schenkungssteuer auf große Vermögen
  • Einführung einer Finanztransaktionsteuer
  • Wirksame Abschöpfung krisenbedingter Übergewinne

Reichster Österreicher ist auch ein junger Erbe

Und ja, auch hier ist Österreich sozusagen im internationalen Trend: Neun Österreicher aus der "trend."-Rangliste haben es ins Forbes-Ranking geschafft. Auf Platz eins der rot-weiß-roten Fraktion? Mark Mateschitz, also sozusagen ein Rich-Kid. Jedenfalls ein Erbe. 39,6 Milliarden Dollar (knapp 37 Milliarden Euro) sind es laut Forbes-Ranking – ohne dafür gearbeitet zu haben, ist Mateschitz also quasi aus dem Stand auf Platz 31 der Welt und zum reichsten Österreicher gehüpft. Was dafür an Erbschaftssteuer bezahlt wurde? Nix. Was dafür an Vermögenssteuer bezahlt wird? Nix.

Erbschafts- und Schenkungssteuern sind in Westeuropa übrigens die Norm; praktisch alle Länder haben sie. Die Ausnahme? Österreich. Dabei geht es schon jetzt um sehr viel Geld, aber es wird noch sehr viel mehr. Aktuell könnte allein eine Erbschaftssteuer in Österreich pro Jahr zwischen 1,2 und 2,4 Milliarden Euro einbringen. Aber: Die demografische Entwicklung sorgt dafür, dass sich dieses Volumen in Österreich bis 2050 verdoppeln wird! Nämlich von rund 21,5 vererbten Milliarden Euro im Jahr 2025 auf fast 41 Milliarden im Jahr 2050. Belegt wird das durch Zahlen der AK und des Joint Research Centres der Europäischen Kommission. Und wer profitiert heute und auch 2050? Vor allem das reichste Prozent der Bevölkerung.

ÖGB fordert gerechte Besteuerung

Das Forbes-Ranking ist je nach Blickpunkt schockierend oder unterhaltend. In jedem Fall ist es aussagekräftig - auch für Österreich. Deshalb ist es für den ÖGB auch klar, dass etwas passieren muss beim Thema Verteilungsgerechtigkeit. Arbeit muss sich lohnen, klar. Aber in der Regel arbeitet am härtesten, wer wenig bis „normal“ verdient. Wer sehr viel hat, der kann das auch um sehr viel vermehren, ohne dafür selbst eine großartige Leistung erbracht zu haben. Geschenke wie zum Beispiel die erneute Senkung der Körperschaftsteuer nützen der Allgemeinheit gar nichts, sondern machen die Reichen immer reicher.

Alles zum Thema „Steuerpolitik braucht soziale Handschrift“ und den Analysen, Positionen und Forderungen des ÖGB rund um leistungslose Einkommen gibt es im „ÖGB-Programm 2023–2028“.

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