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Screenshot der Netflix Serie "Squid Games". Ein Roboter Mädchen steht vor einem Baum und künstlichem Hintergrund, rechts und links von ihr stehen Wachen in dunkel rosa Anzügen und schwarzen Masken.
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Erfolgsserie im ÖGB-Check

Squid Game in Österreich?

Die erfolgreichste Netflix-Serie aller Zeiten zeigt auf, wozu Menschen in schwierigen Verhältnissen gedrängt werden, wenn es keinen Sozialstaat gibt, der sie auffangen kann

„Ich habe sowieso kein Zuhause. Hier habe ich wenigstens Hoffnung“, sagt ein Teilnehmer, der mit Hunderten anderen in einer Halle vor bewaffnetem Personal steht. Die Menschen, die hier zusammengekommen sind, tragen Nummern, als seien sie Gefängnisinsassen, und wirken müde und angeschlagen, obwohl das Spiel noch gar nicht begonnen hat. Sie sind unterschiedlich: groß, klein, kräftig, gebrechlich. Eines aber verbindet sie: Alle leben unter schweren sozialen Verhältnissen, sind stark verschuldet, haben keinen Zugang zu Arbeitslosengeld oder Sozialhilfe – ganz zu schweigen von medizinischer Versorgung.

Inmitten all dieser Biographien steht Nummer 456 oder Gi-hun, die Hauptfigur von „Squid Game“. Was hat ihn hierher verschlagen? Gi-hun hat im Leben nie viel Glück gehabt. Schnell steht er als Zocker vor einem Berg voll Spielschulden und zieht damit die Aufmerksamkeit von zwielichtigen Gestalten auf sich, die ihr Geld wieder zurückhaben wollen. Aber einfach aufhören geht nicht: Die notwendige Behandlung der schwerkranken Mutter oder das Geburtstagsgeschenk für die Tochter zeigen ihm immer wieder, dass es vor allem eines braucht: Geld. In die Enge getrieben und alleingelassen, ist er anfällig für das Angebot eines fremden Mannes im schicken Anzug, der Hoffnung ausstrahlt. Gi-hun will auch so ein Mann im Anzug sein – und den Preis für den sozialen Aufstieg ist er bereit zu zahlen. Deshalb steht er in dieser Halle.

Kurzes Video in endlos Schleife aus der Netflix Serie "Squid Games". Ein Roboter Mädchen dreht sich um und bewegt die Kamera-Augen.
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Der Sozialstaat würde die Betroffenen auffangen 

Der Haken dabei: Bei den Spielen in „Squid Game“ geht es um Leben und Tod. Denn in dieser Geschichte leisten es sich eine Handvoll sehr reicher Menschen, hunderten Ärmeren dabei zuzusehen, wie sie sich gegenseitig für die Chance auf das große Geld umbringen. Was dabei ganz klar herauskommt: Hätte es einen gut funktionierenden Sozialstaat gegeben, einen Staat, der Arbeitslosengeld, Notstandhilfe, Kinderbetreuungsgeld, Psychotherapieplätze und andere wichtige Versorgungsangebote bereitgestellt hätte, dann würden Gi-hun und seine MitstreiterInnen viel schwerer in die Lage geraten, um Leben und Tod kämpfen zu müssen.

Mit einem funktionierenden Sozialstaat müssten auch die anderen Charaktere nicht spielen und leiden: Kang Sae-byeok, eine junge Frau, die aus Nordkorea nach Südkorea geflüchtet ist und hier versucht, ihrem jüngeren Bruder, der in einem Waisenheim lebt, eine Zukunft zu eröffnen, hätte durch das soziale Netz aufgefangen werden können. Ali Abdul, ein aus Pakistan stammender Familienvater, der in Südkorea vergeblich sein Glück sucht, hätte durch die Kinder- und Familienbeihilfe des Staats seine Familie schützen können. Und auch jenen, die die Not nicht nur an den Rand der Gesellschaft, sondern auch in eine schwere psychische Lage führt, aus der sie allein nicht mehr herauskommen, hilft der Sozialstaat.

Erfolgreichste Netflix-Serie aller Zeiten

"Squid Game" ist die erfolgreichste Netflix-Serie aller Zeiten. Mit 111 Millionen Zugriffen im ersten Monat hat die südkoreanische Serie den bisherigen Rekordhalter „Bridgerton" (82 Millionen) deutlich abgehängt.

Warum „Squid Game“ nicht in Österreich spielt

Es ist kein Zufall, dass der Netflix-Serienhit aus Südkorea stammt: Das Land ist geprägt von wachsender Ungleichheit, Diskriminierung sozialer Minderheiten und einem extremen Leistungsdruck. In einem Interview sagte „Squid Game”-Regisseur Hwang Dong-hyuk, dass er das „Überlebensspiel als eine Metapher, eine Parabel für die moderne kapitalistische Gesellschaft“ darstellen wollte.

Vor den Auswüchsen dieser Gesellschaft ist auch Österreich nicht gefeit - eine derartige soziale Schieflage, wie sie im „Squid Game“-Heimatland Südkorea zu beobachten ist, ist hierzulande aber nur schwer vorstellbar. Das liegt nicht zuletzt daran, dass sich die Gewerkschaftsbewegung unermüdlich dafür einsetzt, dass die bestehenden Leistungen des Sozialstaats – von der Arbeitslosenversicherung bis zur öffentlichen Gesundheitsversorgung – erhalten bleiben und laufend weiterentwickelt werden. Gerade die Corona-Krise hat uns gezeigt, wie wichtig diese kontinuierliche Arbeit ist. Und „Squid Game“ zeigt uns, wozu Not, Leid und Verzweiflung führen können – und wovor uns ein starker Sozialstaat schützt.

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