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Geld regiert den Wohnungsmarkt Antonio Guillem - stock.adobe.com

Wohnen

Geld regiert den Wohnungsmarkt

ÖsterreicherInnen können sich ihre eigenen vier Wände nicht mehr leisten

Fast die Hälfte aller ÖsterreicherInnen, knapp 43 Prozent, leben laut aktuellen Zahlen der Statistik Austria zur Miete. Eine Eigentumswohnung oder ein eigenes Haus können sich immer weniger Menschen in Österreich leisten. Doch auch die Mietpreise sind innerhalb der letzten fünf Jahre um ganze 13 Prozent angestiegen - innerhalb der letzten zehn Jahre sogar um rund 35 Prozent.

Albtraum Wohnungssuche

Die Suche nach einer passenden und vor allem leistbaren Wohnung wird in Österreich immer schwieriger. Die Mieten sind hoch - die Qualität der Wohnungen hingegen oft mehr schlecht als recht. Der reale Wert der Wohnungen liegt laut WohnexpertInnen meist deutlich unter dem Marktpreis. Dazu gibt es meist dutzende weitere InteressentInnen, die sich um ein und dieselbe Wohnung bemühen. Eine Wohnungsbesichtigung ähnelt immer mehr einem Vorstellungsgespräch. Wer schließlich zum Zug kommt, hängt oft nur vom Glück ab.

Leistbarer Wohnraum wird knapp

Während die ÖsterreicherInnen vor einigen Jahren noch etwa ein Viertel ihres Einkommens für das Wohnen bezahlt haben, liegen die Kosten heute schon bei über einem Drittel — Tendenz steigend.

In Wien geben knapp 20 Prozent der Bevölkerung sogar mehr als die Hälfte ihres gesamten Einkommens für das Wohnen aus.

Viele Menschen müssen Weihnachts- oder Urlaubsgeld dafür nutzen, ihre laufenden Kosten zu decken oder ihr Konto auszugleichen. Es werden zwar immer neue Wohnungen gebaut, allerdings können sich große Teile der Bevölkerung diese überhaupt nicht leisten, sondern sind auf geförderten Wohnbau angewiesen.

Eigentum ist keine Alternative

Die ÖGB-Facebook-Community bestätigt dies: 95 Prozent sind der Meinung, dass die Mietpreise in Österreich zu teuer sind, nur fünf Prozent der Befragten finden die Mietpreise angemessen. User Dominik W. meint, dass es mittlerweile sogar günstiger sei, monatliche Kreditraten für eine Eigentumswohnung zurück zu zahlen, als zu mieten. Ulrike R. und Christina M. entgegnen allerdings, dass es ohne Eigenmittel kaum möglich ist, einen Kredit von der Bank zu bekommen. Daher ist Eigentum für viele Menschen keine realistische Alternative.

Zwei von drei Mietverträgen sind befristet

Ein Hauptgrund für den ständigen Anstieg der Mieten ist der Mangel an verfügbarem Wohnraum. Jahrelang wurden weniger Wohnungen gebaut als benötigt. Zwei Drittel aller privat vermieteten Wohnungen werden nur mehr befristet vergeben. Zusätzlich boomen Wohnungsplattformen wie Airbnb, die dauerhaft Unterkünfte für TouristInnen anbieten. Dadurch stehen diese Wohnungen nicht mehr für die Bevölkerung zur Verfügung und der Wohnraum wird noch knapper.

Viele ÖsterreicherInnen arbeiten in großen Städten, können sich aber das Wohnen dort nicht leisten und müssen in die umliegenden Gegenden ausweichen. Sie werden aufgrund der hohen Wohnkosten gezwungen, die Stadt zu verlassen und pendeln jeden Tag über lange Strecken in die Stadt zur Arbeit oder zum Studium. Insgesamt über 770.000 ÖsterreicherInnen pendeln täglich zur Arbeit in die Hauptstädte des Landes– allein in Wien sind es fast 300.000 Personen.

SozialhilfebezieherInnen besonders belastet

Besonders prekär ist die Situation für SozialhilfebezieherInnen. Dabei handelt es sich vor allem um ältere Menschen mit Pflegebedarf, Menschen mit Behinderungen und Haushalte mit Kindern. Sie sind durch die hohen Wohnkosten deutlich stärker belastet als der Rest der Bevölkerung. Die unter der schwarz-blauen Regierung beschlossene Kürzung der Sozialhilfe wird die Situation in Zukunft weiter verschärfen.

Es braucht europäische Lösungen

Der ÖGB fordert, dass Wohnen für alle Menschen leistbar sein muss — sowohl in Österreich als auch auf EU-Ebene. Es braucht daher dringend Zukunftsinvestitionen und einen Ausbau des sozialen Wohnbaus. ÖGB-Präsident Wolfgang Katzian appelliert an die neue EU-Kommission unter Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, das Thema Wohnen in Europa wieder zu einem Schwerpunktthema zu machen und die Umsetzung der Europäischen Säule sozialer Rechte voranzutreiben.