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Eltern spielen auf einem Sofa mit ihrem Kind
Wien darf nicht Berlin werden standret - stock.adobe.com

Wohnen

Wien darf nicht Berlin werden

Noch schneidet Österreich beim Thema Wohnen deutlich besser ab als europäische Nachbarn

Wohnen ist in ganz Europa zu teuer. Die Einkommen der Menschen stiegen in den letzten Jahren deutlich langsamer als die Mieten. Vor allem in Städten zu wohnen, ist für viele Menschen kaum mehr leistbar. Anstatt in bezahlbaren Wohnraum zu investieren, fördern viele Mitgliedsstaaten den privaten Wohnbausektor. Wien sticht hier im Vergleich mit anderen europäischen Hauptstädten wie Berlin allerdings noch positiv hervor.

In ganz Europa läuten die Alarmglocken

Die Lage am europäischen Wohnungsmarkt ist alarmierend und hat sich innerhalb der letzten Jahre auch aufgrund der Wirtschaftskrise massiv verschärft. Millionen von Menschen können sich ihre Wohnungen nicht mehr leisten und werden zwangsgeräumt, Obdachlosigkeit nimmt europaweit zu. Es stehen immer weniger sozial geförderte Wohnungen zur Verfügung und die Menschen müssen einen immer höheren Anteil ihrer Einkommen für Wohnkosten ausgeben.

Die Wohnungskrise ist mittlerweile im Mittelstand angekommen.

Michaela Kauer, Leiterin des Verbindungsbüros der Stadt Wien zur EU

Private Investoren bestimmen Berliner Wohnungsmarkt

Vor allem in deutschen Großstädten ist die Wohnungssituation katastrophal, das zeigt sich auch am Vergleich zwischen Wien und Berlin. Die beiden Städte haben viel gemeinsam, beispielsweise einen ähnlich hohen Bevölkerungszuwachs innerhalb der letzten Jahre und einen hohen Anteil an MieterInnen. In Wien liegt der Anteil bei 78 Prozent, in Berlin sogar bei 85 Prozent. 

Seit knapp 10 Jahren wird der Berliner Wohnungsmarkt allerdings von privaten Investoren und Gewinninteressen bestimmt, denn anders als Wien hat Berlin einen Großteil seines kommunalen Wohnbestandes verkauft und nicht weiter in sozialen Wohnbau investiert. Ganze Stadtteile wurden von Investoren aufgekauft und gentrifiziert. Gleichzeitig wurden in Berlin weniger Wohnungen gebaut, als benötigt wurden, der Wohnraum wurde immer knapper und die Immobilienpreise stiegen ins Unermessliche.

Wien als Vorbild für sozialen Wohnbau

Heute gehören nur mehr etwa 23 Prozent aller Mietwohnungen in Berlin der öffentlichen Hand und gelten als geförderte Sozialwohnungen. Zum Vergleich: In Wien sind es knapp zwei Drittel. Die Stadt Berlin versucht daher seit kurzem wieder Wohnraum zurückzukaufen, allerdings für ein Vielfaches des ursprünglichen Preises.

Stefan Körzell, Vorstandsmitglied des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), forderte im Interview mit Tagesschau24, dass jährlich 100.000 neue Sozialwohnungen gebaut werden, um den Bestand an sozialen Wohnungen zu erweitern.

Gegen steigende Mietpreise hilft vor allem bauen, bauen, bauen.

Stefan Körzell (DGB)

Mit sozialem Wohnbau, wie etwa Gemeindewohnungen, sorge man für durchmischte Quartiere. „Das heißt, dass eine Rentnerin dort zusammen mit einem sogenannten Magister wohnt und das bringt keine großen Probleme. Einen solchen Wohnungsbau wünschen wir uns auch hier in der Bundesrepublik Deutschland“, meint Körzell und verweist auf Wien als positives Beispiel.

Berlin zieht die Notbremse

Wohnung ist in Deutschlands Großstädten also zum Armutsrisiko geworden. Die rot-grüne Stadtregierung in Berlin hat daher kürzlich die Notbremse gezogen und einen Mietdeckel verabschiedet, der die Mieten für 1,5 Millionen Wohnungen ab sofort und für einen Zeitraum von fünf Jahren einfriert und prinzipielle Mietobergrenzen festlegt.