Arbeitsmarkt
5 Dinge, die sich in der Gastronomie ändern müssen
Halten sich alle an die Regeln, dann klappt es auch mit den Fachkräften
Quer durch alle Branchen werden Fachkräfte gesucht. In der Gastronomie und im Tourismusbereich scheint es besonders dringend zu sein. Was sich ändern müsste, damit wieder mehr in die Gastro-Branche zurückkehren, hat oegb.at für dich zusammengefasst.
1. Falsches Arbeitsverhältnis
Vollzeit arbeiten, aber nur geringfügig angestellt oder gar nicht angemeldet sein und schwarzarbeiten. Das sind Geschichten, die in der Gastronomie und Hotellerie so häufig vorkommen, dass sie gar nicht mehr überraschen. Die Konsequenzen: kein Urlaubsanspruch, kein Urlaubsgeld, keine Krankenversicherung und im Endeffekt niedrigere Bezahlung. Massive Auswirkungen bemerken viele Betroffene erst dann, wenn sie arbeitslos sind oder in Pension gehen und die Konten leer sind.
2. Unbezahlte Stunden
Eine Kellnerin war geringfügig angemeldet, obwohl sie Vollzeit gearbeitet hatte. Ein Arbeiter bekam nur für 15 Stunden bezahlt, obwohl er 40 Stunden pro Woche geleistet hatte. Zwei Beispiele aus der Beratung der Arbeiterkammer Oberösterreich wie mit Beschäftigten in der Gastronomie umgesprungen wird. Hinzu kommt, dass auch unbezahlte Überstunden in der Gastronomie auf der Tagesordnung stehen und Trinkgeld oft nicht fair aufgeteilt wird.
Obwohl nur drei Prozent der Beschäftigten in Oberösterreich in der Gastronomie arbeiten, betreffen 15 Prozent aller arbeitsrechtlichen Beratungen in der AK Oberösterreich Beschäftigte aus dieser Branche.
3. Arbeitgeber sind verwöhnt
Der Arbeitsmarkt hat sich generell – also nicht nur in Gastronomie und Tourismus – vom Arbeitgeber- zu einem ArbeitnehmerInnenmarkt gedreht. Das bedeutet, ArbeitnehmerInnen können sich jetzt aussuchen, wo sie arbeiten wollen. Das sind vor allem die Arbeitgeber in der Gastronomie nicht gewohnt. Denn ihre Branche ist in den letzten zehn Jahren mit einem schier unbeschränkten Angebot an Arbeitskräften verwöhnt worden. Zehntausende gut motivierte, tüchtige, gut ausgebildete Leute aus den EU-Ländern sind nach Österreich gekommen. Sie mussten sich also nicht viel Mühe geben. Das hat sich geändert. Vor allem während der Pandemie haben sich viele Jobs in anderen Branchen oder ihren Heimatländern gesucht, wo die Bezahlung besser ist, der Job sicher ist und die Arbeitszeiten geregelt sind. Die Motivation in die Gastronomie zurückzukehren ist unter diesen Umständen gering.
Wer Fachkräfte möchte, muss also an der eigenen Arbeitgeberattraktivität arbeiten, höhere Löhne zahlen, kürzere Arbeitszeiten anbieten, die Vereinbarkeit von Freizeit, Familie und Arbeit fördern und gute Unterkünfte bieten.
4. Häufiger Jobwechsel
Der Arbeitsklimaindex der AK Oberösterreich zeigt: Die Zahl der Menschen, die ihren Job wechseln wollen, steigt in Österreich kontinuierlich an. Waren es im Jahr 2015 noch durchschnittlich 16 Prozent und kurz vor der Corona-Pandemie 20 Prozent, so sagen jetzt schon 26 Prozent der Beschäftigten in Österreich, dass sie in eine andere Firma wechseln oder einen ganz anderen Beruf ausüben wollen. Der Grund ist immer der gleiche: Schlechten Arbeitsbedingungen, die sich viele nicht mehr gefallen lassen wollen. Nirgends sind es aber so viele wie im Tourismus- und Gastronomiebereich: Vier von zehn Beschäftigten überlegen, ihren Beruf oder zumindest ihren Arbeitgeber zu wechseln.
5. Schlechte Ausbildungsbedingungen
Vor allem junge Menschen flüchten oft rasch aus der Gastronomie: Zwar beginnen viele Jugendliche eine Lehre, aber es gibt keine andere Branche mit einer höheren Lehrabbruchsquote. Fast 45 Prozent der Lehrlinge zur Restaurantfachfrau bzw. zum Restaurantfachmann schließen die Ausbildung nicht ab. Hier werden einerseits Geld und Ressourcen verschwendet und andererseits Fachkräftepotential vergeudet. Anstatt zu jammern, müssen in Gastronomie und Hotellerie gute Ausbildungsplätze angeboten werden. Das gilt für die Lehre genauso wie für PraktikantInnen.
Das alles muss sich ändern. Dann klappt es auch mit den Fachkräften