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Arbeitsmarkt

Atypische Beschäftigung steigt: Frauen arbeiten Teilzeit – Männer in Leiharbeit

Neue Studie zeigt, unsichere Arbeitsverhältnisse nahmen in Österreich 2024 im Vergleich zum Vorjahr um 15 Prozent zu, während die Arbeitszufriedenheit abnimmt

Eine aktuelle Studie der Statistik Austria (2023) zeigt auf, dass atypische Beschäftigung am österreichischen Arbeitsmarkt stetig zunimmt. 2023 befindet sich bereits ein Drittel aller Unselbstständigen in einem atypischen Beschäftigungsverhältnis.

Die Zahl der Teilzeit-, Zeitarbeits- und freien Dienstverträge und befristeten Verträge stieg im Vergleich zum Vorjahr um 15 Prozent - in den letzten zehn Jahren sogar um mehr als ein Viertel (26,6 Prozent). 

Die hohe Quote an atypischen Arbeitsverhältnissen ist alarmierend. Prekäre Jobs dürfen nicht zum Standard werden.

Helene Schuberth, ÖGB Bundesgeschäftsführerin

Jede zweite Frau atypisch beschäftigt 

Mehr als die Hälfte aller Frauen ist von atypischer Beschäftigung betroffen, während sie bei Männern eine untergeordnete Rolle spielt. Im Zehnjahresvergleich zeigt sich, dass Teilzeit am stärksten wächst. Sie trifft vor allem Frauen, während bei Männern Leih- oder Zeitarbeit, Befristung, Geringfügigkeit oder freie Dienstverträge vorherrschen. 

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Zwei Drittel der 84.700 Leiharbeitskräfte im Jahr 2023 waren Männer. Personen ohne österreichische Staatsangehörigkeit (5,3 Prozent) wurden mehr als viermal so häufig als Leiharbeitskräfte eingesetzt wie Personen mit österreichischem Pass (1,3 Prozent). 

„Die hohe Quote an atypischen Arbeitsverhältnissen ist alarmierend“, sagt ÖGB Bundesgeschäftsführerin Helene Schuberth. Sie warnt davor, „dass prekäre Jobs nicht zum Standard werden dürfen.“ Die steigende Zahl atypischer Beschäftigungsverhältnisse zeigt, dass „unser Arbeitsmarkt vor großen Herausforderungen steht. Der ÖGB setzt sich dafür ein, dass alle Arbeitnehmer:innen – unabhängig von ihrem Vertragstyp – faire Arbeitsbedingungen und soziale Sicherheit genießen.“ 

Kinderbetreuung zwingt Frauen in Teilzeit 

Der hohe Teilzeitanteil von Frauen spiegelt die ungleiche Verteilung von bezahlter und unbezahlter Arbeit zwischen Männern und Frauen in Österreich wider. Der mit Abstand häufigste Grund (39,8 Prozent) dafür ist, dass sie sich um Kinder oder pflegebedürftige Angehörige kümmern. Bei Männern spielen Betreuungsaufgaben für Teilzeitarbeit (8,6 Prozent) kaum eine Rolle. Das zeigt, dass familiäre Verpflichtungen bei Frauen nicht nur die Entscheidung beeinflussen, ob sie arbeiten, sondern auch, wie viel sie arbeiten können. 

Frauen und Junge besonders betroffen 

Besonders betroffen von befristeten Beschäftigungsverhältnissen sind die Branchen Erziehung und Unterricht, der Dienstleistungssektor, das Gesundheitswesen und die IT-Branche. In diesen Bereichen nehmen atypische Beschäftigungsformen überproportional zu, was auf strukturelle Probleme und einen erhöhten Flexibilisierungsdruck hindeutet. 

Es ist inakzeptabel, dass insbesondere junge Menschen und Frauen unter unsicheren und schlecht bezahlten Jobs leiden müssen.

Helene Schuberth, ÖGB Bundesgeschäftsführerin

Demografisch betrachtet sind junge Arbeitnehmer:innen und Frauen überproportional von atypischer Beschäftigung betroffen. Dies verstärkt bestehende Ungleichheiten und erschwert den Zugang zu stabilen und fairen Arbeitsbedingungen für diese Gruppen. 

Atypische Beschäftigung fördert Unzufriedenheit 

Generell zeigt dieser Trend, dass immer mehr Menschen in unsicheren Arbeitsverhältnissen tätig sind, was ihre finanzielle Stabilität und Zukunftsplanung erschwert, die Einkommensschere und Altersarmut erhöht, sowie die Arbeitszufriedenheit negativ beeinflusst. 

Forderungen des ÖGB:

  • Erhöhung der kollektivvertraglichen Mindestlöhne auf 2.000 Euro brutto, um prekäre Beschäftigungsverhältnisse wirtschaftlich abzusichern.
  • Recht auf Vollzeitbeschäftigung: Insbesondere Frauen soll durch den Ausbau von Kinderbetreuungsplätzen die Möglichkeit geboten werden, ihre Arbeitszeit zu erhöhen.
  • Schärfere Regulierungen für Leiharbeit und befristete Verträge, um Arbeitsplätze sicherer zu gestalten.
  • Gleicher Lohn für gleiche Arbeit: Eine Bekämpfung von Geschlechterungleichheiten, insbesondere bei atypischen Beschäftigungsformen.

Vollzeitstellen fördern und Arbeitnehmer:innen stärken 

„Es ist inakzeptabel, dass insbesondere junge Menschen und Frauen unter unsicheren und schlecht bezahlten Jobs leiden müssen“, betont Schuberth. „Wir fordern verbindliche Maßnahmen, um sichere Arbeitsplätze und faire Arbeitsbedingungen zu schaffen und die Löhne in atypischen Beschäftigungsverhältnissen deutlich zu verbessern.“  

Dazu brauche es Anreize für Unternehmen, um stabile und unbefristete Arbeitsplätze anzubieten. Essenziell seien Weiterbildung und Qualifizierung, um atypisch Beschäftigten langfristige Perspektiven zu bieten. „Der ÖGB wird dafür kämpfen, dass entsprechende Programme flächendeckend verfügbar sind“, stellt Schuberth klar. Es ist unerlässlich, diesen Trend zu stoppen und für gerechte Arbeitsbedingungen zu sorgen, um ein gutes Leben für alle zu ermöglichen. 

 

 

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