Pflegestiftung
Jobs schaffen – Pflegebereich entlasten
Mit der vom ÖGB geforderten Pflegestiftung könnten die Arbeitslosen von heute die Pflegekräfte von morgen sein. Bis 2030 wird in Österreich rund 76.000 zusätzliches Pflegepersonal benötigt.
Mehr als 530.000 Menschen sind arbeitslos und mehr als 460.000 in Kurzarbeit. Im besten Fall wird es Monate dauern, bis viele wieder einen Job finden können. „Die Zeit ist längst reif für eine echte Joboffensive – und zwar vor allem im Bereich der Gesundheits- und Pflegeberufe“, fordert Ingrid Reischl, Leitende Sekretärin im ÖGB.
„Anforderungen und Personalbedarf in dieser Branche steigen stetig. Wir müssen daher rasch für bessere Arbeitsbedingungen, bessere Einkommen und Entlastung des aktuellen Personals sorgen.“ Der Bedarf an qualifiziertem Personal ist nicht erst seit Corona groß, aber die Pandemie hat ihn zusätzlich befeuert. Der Gesamtbedarf liegt aufgrund von Pensionierungen und demografischer Entwicklung bei 76.000 Personen bis zum Jahr 2030.
Pflegestiftung sichert Menschen schon während der Ausbildung finanziell ab
Sehr viele Menschen sind derzeit auf Arbeitssuche. „Mit entsprechender Weiter- und Umqualifizierung können Arbeitslose von heute die Pflegekräfte von morgen sein. Vielen Menschen kann damit im Pflegebereich eine neue Perspektive gegeben werden“, erklärt Reischl. „Wichtig ist dabei, dass die Menschen während ihrer Ausbildung bzw. Umschulung finanziell abgesichert sind und nicht in finanzielle Schwierigkeiten geraten. Das wäre kontraproduktiv“, so die Leitende ÖGB-Sekretärin. Sie fordert dafür die Errichtung einer bundesweiten Pflegestiftung in Form einer Implacementstiftung.
Mit einer Pflegestiftung könnte ein großer Teil des benötigten Bedarfs an Pflegepersonal ausgebildet und anschließend direkt auf einen sicheren Arbeitsplatz vermittelt werden.
30 Prozent des Bedarfes der nächsten vier Jahre – das wären rund 10.000 Personen – könnten über die bundesweite Stiftung eine Ausbildung erhalten. Da Pflege Ländersache ist, braucht es in einem ersten Schritt bundesweite gesetzliche und finanzielle Regeln. „Zusätzlich muss sichergestellt werden, dass die Länder die eigenen Ausbildungsangebote nicht zurückfahren, um sich die Ausbildungskosten finanzieren zu lassen – denn dann würde kein einziger zusätzlicher Ausbildungsplatz entstehen“, warnt Reischl.
ÖGB hat mit Arbeitsstiftungen gute Erfahrung
Der ÖGB hat viel Erfahrung mit Stiftungen. Es gibt auch bereits intakte Strukturen der Sozialpartner, die man nutzen könnte – auch für eine bundesweite Implacement-Stiftung im Pflegebereich. Üblicherweise zahlt der künftige Arbeitgeber einen Beitrag in diese Stiftung, damit die/der Auszubildende nicht mehrere Jahre mit der 55 Prozent Nettoersatzrate des Arbeitslosengeldes leben muss.
Die Anbieter von Pflegediensten, wie Caritas, Diakonie, Volkshilfe etc., können sich das aber nicht leisten. „Deshalb sollte der Bund einspringen und sich mit den Ländern abstimmen. Macht man das nicht, hat man eine große Chance vertan, Menschen in wichtige Jobs umzuqualifizieren und das Pflegethema bleibt auch ungelöst“, betont die Leitende ÖGB-Sekretärin.
AUFLEB, die Stiftung des ÖGB und der WKÖ wäre in der Lage, ein bundesweites Stiftungskonzept zu erarbeiten. Da die AUFLEB immer mit Kooperationspartnern arbeitet, kann auch auf bestehende Stiftungsträger in den Bundesländern zurückgegriffen werden, womit eine bundesweite Umsetzung der Stiftung rasch möglich wäre.
„Pflegestiftung": Das Rundum-Sorglos-Paket für den beruflichen Neustart
Mit den Gästen Sylvia Ledwinka, ÖGB-Expertin für Arbeitsmarkt- und Bildungspolitik, und Paul Köfler, Geschäftsführer der AUFLEB-Arbeitsstiftung, beleuchtet der ÖGB-Podcast, warum die Regierung mehr als gut beraten wäre, Geld für eine Pflegestiftung locker zu machen, welche „Goodies” eine Pflegestiftung ihren TeilnehmerInnen bietet und wie Arbeitsstiftungen das Leben vieler Menschen bisher positiv verändert haben.
Fakten zum Gesundheits- und Pflegebereich:
- Zurzeit sind rund 127.000 Pflege und Betreuungspersonen in Österreich beschäftigt (67.000 davon im Krankenhaus, 60.000 im Langzeitbereich*).
- Über 30 Prozent davon sind über 50 Jahre.
- 2019 wurden über das AMS rund 9.300 Personen in Pflegeberufen ausgebildet.
- Der Erstbedarf aufgrund von Pensionierungen liegt im Jahr 2030 bei rund 42.000 zusätzlich benötigtem Pflege- und Betreuungspersonal.
- Der Zusatzbedarf aufgrund der demografischen Entwicklung inkl. Ausbau der mobilen Dienste liegt bei weiteren rund 34.000 zusätzlich benötigten Personen.
- Gesamtbedarf daher: 76.000 Personen zwischen 2020 bis 2030.
*Zahlen sind aus der „Pflegepersonal-Bedarfsprognose für Ö“ des BMASK, Nov.2019
Hörtipp: Warum das von der Regierung geplante Fachkräftestipendium für Pflegeassistenz zu kurz greift. Ö1-Beitrag mit dem ÖGB-Arbeitsmarktexperten Alexander Prischl: