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Zwei von fünf Arbeitnehmer:innen sind in der Arbeit nicht mehr glücklich. Drei von zehn haben bereits innerlich gekündigt. Die Hälfte der Menschen geht nicht gern zur Arbeit. Quality Stock Arts – stock.adobe.com

Arbeitsmarkt

Wer Fachkräfte halten will, muss ihnen etwas bieten

Laut aktueller Studie geht die Hälfte der Menschen nicht gerne zur Arbeit und drei von zehn wären lieber arbeitslos als unglücklich im Beruf

Der Arbeitsmarkt hat sich gedreht. In vielen Branchen sagen nicht mehr die Arbeitgeber beim Bewerbungsgespräch „Wir melden uns“, sondern die Arbeitnehmer:innen sagen den Arbeitgebern, ob sie unter den angebotenen Arbeitsbedingungen bei ihnen arbeiten wollen. Ähnlich ist es auch bei Menschen, die schon länger im Berufsleben stehen. Wer mit der Arbeit und den Bedingungen nicht zufrieden ist, denkt schnell darüber nach, den Job zu wechseln.

Der aktuelle „Randstad-Work-Monitor“ belegt diese fundamentale Veränderung des Arbeitsmarktes hin zu einem Arbeitnehmer:innenmarkt. Drei von zehn Arbeitnehmer:innen wären lieber arbeitslos als unglücklich im Beruf. Zwei von fünf sind in der Arbeit nicht mehr glücklich. Drei von zehn haben bereits innerlich gekündigt. Die Hälfte der Menschen geht nicht gern zur Arbeit. Ein Drittel der arbeitenden Menschen ist bereit, den Job zu wechseln.  

Unternehmen, die auf die Bedürfnisse der Menschen eingehen, haben kein oder weniger Problem(e) mit Personalmangel.

Sylvia Ledwinka, ÖGB-Arbeitsmarktexpertin

Auf die Bedürfnisse der Arbeitnehmer:innen eingehen

Fakt ist, viele Unternehmen quer durch die Branchen, suchen Arbeits- und Fachkräfte. Fakt ist auch, dass die Unternehmen, die auf die Bedürfnisse der Menschen eingehen kein oder weniger Problem(e) mit Personalmangel haben. Das sagt auch ÖGB-Arbeitsmarktexpertin Sylvia Ledwinka: „Es geht darum, die Löhne und Gehälter zu erhöhen, attraktive und planbare Arbeitszeiten anzubieten sowie die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu ermöglichen. Außerdem geht es um Weiterbildungs- und Entwicklungsmöglichkeiten, mehr Freizeit und – wenn Arbeitgeber junge Menschen von einem Job in einem anderen Bundesland überzeugen wollen – auch um leistbares Wohnen.“   

Arbeit und Privatleben vereinbaren können

Die wichtigste Erkenntnis der letzten Jahre ist, dass Menschen ihre Arbeit nicht mehr über alles stellen. Sie wollen ihre Arbeit mit dem Privatleben in Einklang bringen, Freizeit und Familie nehmen einen höheren Stellenwert ein. Und viele erwarten oder verlangen das auch von ihrem Job.   

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Auch wenn 62 Prozent Arbeit als einen wichtigen Bestandteil ihres Lebens sehen, würde mehr als die Hälfte (59 Prozent) keine Arbeit annehmen, die dieses Gleichgewicht stören würde, wobei dieses Gefühl bei den 18-bis 34-Jährigen besonders ausgeprägt ist und bei den über 45-Jährigen deutlich abnimmt. Mehr als ein Viertel der Befragten hat schon einmal gekündigt, weil sie sich in einem toxischen Arbeitsumfeld befanden (26 Prozent), und ein noch größerer Anteil (45 Prozent) würde kündigen, wenn die Arbeit sie daran hindern würde, ihr Leben zu genießen.

Sicherheit, Werte und faire Einkommen 

Angesichts der immer höheren Lebenshaltungskosten erwarten sich 44 Prozent eine Gehaltserhöhung im Rahmen der “jährlichen Gehaltsrunde” – gemeint sind die von den Gewerkschaften jährlich ausverhandelten kollektivvertraglichen Lohn- und Gehaltserhöhungen – gefolgt von einer Gehaltserhöhung außerhalb der jährlichen Gehaltsrunde (36 Prozent).

Wichtig ist Österreichs Arbeitnehmer:innen aber auch die Sicherheit, den Job behalten zu können. 19 Prozent haben Angst, ihren Arbeitsplatz zu verlieren, wobei 85 Prozent der Befragten sich relativ sicher fühlen. 

Passen müssen auch die Werte des Unternehmens. Der Wunsch, sich am Arbeitsplatz als Teil eines Teams oder der gesamten Organisation, für die man arbeitet, zu fühlen, ist für viele die treibende Kraft bei beruflichen Entscheidungen. Die Mehrheit der Befragten (55 Prozent) gab an, dass sie kündigen würden, wenn sie sich in ihrem Unternehmen nicht zugehörig fühlten. Darüber hinaus bestehen viele darauf, dass die Werte ihres Unternehmens mit ihren persönlichen Werten übereinstimmen: 36 Prozent gaben an, dass sie eine Stelle nicht annehmen würden, wenn dies nicht der Fall wäre.

Zufriedene Mitarbeiter:innen bleiben 

Lange Rede, kurzer Sinn: Die Zukunft des Arbeitsmarktes liegt darin, dass Unternehmen auf die Bedürfnisse der Arbeitnehmer:innen eingehen. Wenn Arbeitgeber Fachkräfte halten und finden wollen, müssen sie das anbieten, was Beschäftigte erwarten – oder zumindest einen Teil davon. Es geht nicht nur um das Gehalt, sondern auch um eine Arbeitskultur, die Arbeitnehmer:innen wertschätzt. Unternehmer:innen müssen verstehen, dass zufriedene Mitarbeiter:innen produktiver, kreativer und loyal sind. Sie tragen somit maßgeblich zum Unternehmenserfolg bei und bleiben ihnen auch eher erhalten.