Runter mit der Arbeitszeit
Bye-bye 9 to 5!
Drei Arbeitnehmerinnen erzählen, wie ihr Leben an Qualität gewonnen hat, seit sie weniger Zeit im Job verbringen
Die Zeit ist reif für eine Arbeitszeitverkürzung. Darin sind sich Beschäftigte quer durch alle Berufe und Branchen einig. Drei Arbeitnehmerinnen erzählen, wie ihr Leben an Qualität gewonnen hat, seit sie weniger Zeit im Job verbringen.
Edith Trijaska-Dobias
Der Einsatz für Menschen steht bei Edith im Mittelpunkt – sie ist nicht nur für die Nachmittagsbetreuung der BewohnerInnen in einem PensionistInnenwohnheim in Wien zuständig, sondern auch Betriebsrätin in dem Haus.
Für die Beschäftigten vor Ort – und alle anderen KollegInnen im privaten Pflege-, Gesundheits- und Sozialbereich – gehen die Arbeitsuhren seit fast zwölf Monaten anders. Vollzeitkräfte arbeiten seit 1. Jänner 2022 nur mehr 37 Stunden. Ein Erfolg, der von den Gewerkschaften erkämpft wurde.
Arbeitszeitverkürzung wird einfach die Zukunft sein!
„Meine KollegInnen sind begeistert davon. Gerade bei unserer oft körperlich sehr anstrengenden Arbeit sind längere Erholungsphasen einfach wichtig“, ist Edith überzeugt. Aus vielen Gesprächen mit ihren KollegInnen weiß sie, „dass Freizeit immer wichtiger wird. Jede Minute und jede Stunde Freizeit sind wertvoll und bedeuten letztlich mehr Lebensqualität.“
Kürzere Arbeitswochen haben für Edith aber noch einen weiteren Vorteil: „Ich glaube, dass man so neue Leute quasi anlocken kann. Vor allem junge Menschen werden sich denken: ,Wow, die haben nur 37 und nicht 40 Stunden Arbeit pro Woche!‘ Und wir wissen alle, dass wir dringend Nachwuchs brauchen.“
Dass sich kürzere Arbeitszeiten über kurz oder lang in vielen weiteren Branchen durchsetzen, steht für Edith außer Frage: „Das wird einfach die Zukunft sein!“
Sabrina Brüstl
Seit mittlerweile 17 Jahren ist Sabrina Brüstl in der OMV-Raffinerie in Schwechat im Einsatz. Zuerst als Lehrling, mittlerweile ist sie Senior Operator und sorgt für einen reibungslosen Ablauf: „Ich betreue unsere Anlage am Leitstand und auch vor Ort, also mache Rundgänge, kontrolliere Druck und Temperatur oder überprüfe das Flammenbild der Öfen.“ Die 35-Jährige engagiert sich zudem auch als Betriebsrätin. In ihrem Job arbeitet Sabrina im Schichtdienst – die durchschnittliche Wochenarbeitszeit liegt bei 36 Stunden, verankert ist das im Mineralöl-Kollektivvertrag.
In Sabrinas Fall bedeuten Schichtdienste zwar teils sieben Tage Arbeit am Stück, aber danach gibt es fünf freie Tage. „Ich kenne es nicht anders und habe mein Leben gut darauf eingestellt“, erzählt sie.
Ihre freien Tage nutzt Sabrina gerne für Kurzurlaube oder für Thermenaufenthalte. „So lange frei zu haben, taugt natürlich jedem“, schmunzelt sie. Dafür nimmt sie auch in Kauf, dass sie an Wochenende oder Feiertagen im Dienst ist: „Mit meinem Freundeskreis oder meiner Familie ist das alles kein Problem. Wir haben uns gut arrangiert.“
36 Wochenstunden im Job sind für Sabrina aber erst der Anfang. Sie hofft, „dass es zu weiteren Arbeitszeitverkürzungen kommt“, und zwar großflächig. Auch dafür will sie sich als Betriebsrätin einsetzen.
Martina Damej
Wenn sie über ihre kurze Arbeitswoche spricht, gerät Martina Damej regelrecht ins Schwärmen: „Drei Tage Erholung am Stück sind Gold wert. Das XL-Wochenende eignet sich perfekt für einen Kurztrip, und man ist einfach gechillt, wenn man weiß, dass man am Sonntag bei der Rückfahrt nicht im Stau stehen wird, sondern gemütlich am Montag fahren kann.“
Drei Tage Erholung am Stück sind Gold wert!
Seit drei Jahren genießt Martina bereits kurze Arbeitswochen. Seit Herbst 2019 werden beim Zweiradhändler Kropfitsch in Klagenfurt von Oktober bis Februar nämlich nur 34 Stunden gearbeitet – und das bei gleichem Gehalt. Jeden Montag bleibt der Betrieb geschlossen.
Martina arbeitet als Disponentin im Büro und kümmert sich darum, dass alle KundInnen sämtliche Unterlagen bekommen, bevor sie mit ihrem neuen Fahrzeug unterwegs sind. Seit mittlerweile 20 Jahren ist sie im Einsatz und kann sich gut an die Zeit vor den kurzen Arbeitswochen erinnern: „Jetzt ist es einfach stressfreier. Ich habe mehr Zeit für meine Familie und der Sonntag ist nicht mehr so belastend, weil man weiß, das Wochenende ist noch nicht zu Ende.“
Die Arbeitszeitverkürzung hat Martina „auf alle Fälle mehr Lebensqualität gebracht“ und gleichzeitig bleibt die Produktivität hoch: „Unsere Arbeitsleistung sinkt nicht. Im Gegenteil: Wir arbeiten mit vollem Elan und jede/r gibt ihr/sein Bestes!“
Acht Stunden am Tag, fünf Tage die Woche – das ist die typische Arbeitswoche für viele Beschäftigte in Österreich. Vollzeitbeschäftigte rackern in Österreich durchschnittlich gar 40,8 Stunden. Im EU-Vergleich haben nur die Menschen in Malta und Zypern mit rund 41 Stunden längere Arbeitswochen. Doch die Beschäftigten in Österreich stehen überlangen Arbeitswochen kritisch gegenüber – mehr als die Hälfte sehnt sich nach einer Arbeitszeitverkürzung.