Arbeitszeit
Elternteilzeit: Männer ziehen nicht mit
Mehr Gleichberechtigung durch Anreize für beide Elternteile
Katja und Alex haben ein Kind. Sie liebt ihren Job, doch nach der Karenz arbeitet sie nur noch Teilzeit. Alex bleibt bei seinen 38,5 Stunden. „Das macht mehr Sinn, er verdient ja mehr“, denken sie sich. Doch zehn Jahre später hat Alex die nächste Beförderung, während Katja weniger verdient und sich Sorgen um ihre Pension macht. Ihre Geschichte ist keine Ausnahme.
Das Recht auf Elternteilzeit gibt es seit 20 Jahren. Es hat vielen Müttern geholfen, arbeiten zu können. Aber Väter nutzen es kaum, kritisieren die ÖGB-Frauen. Sie fordern: Eltern sollen Kinderbetreuung und Arbeit fairer aufteilen.
Was ist Elternteilzeit?
Eltern können ihre Arbeitszeit bis zum 8. Geburtstag des Kindes reduzieren. Dabei müssen sie mindestens 12 Stunden pro Woche arbeiten. Während der Elternteilzeit haben sie Kündigungsschutz und können später wieder in Vollzeit zurückkehren. Das gilt aber nur für Beschäftigte in Betrieben mit mehr als 20 Mitarbeiter:innen und nach drei Jahren im Job. Die ÖGB-Frauen fordern schon lange, dass das auch in kleineren Betrieben möglich sein soll. „Mit der momentanen Regelung schließen wir von vornherein 30 Prozent der Beschäftigten aus“, kritisiert Korinna Schumann, ÖGB-Vizepräsidentin.
Väter machen kaum mit
Viele vollzeitbeschäftigte Väter haben Anspruch auf Elternteilzeit. Trotzdem nutzen sie diese kaum. Die Zahlen sprechen für sich:
- Bei fast der Hälfte der Paare mit Kindern unter 15 Jahren arbeitet die Mutter Teilzeit und der Vater Vollzeit.
- Umgekehrt - also er Teilzeit, sie Vollzeit - ist das nur bei 1,4 Prozent der Paare der Fall
- Nur vier Prozent der Paare teilen sich die Arbeit gleichmäßig auf.
Die Folgen für Frauen sind gravierend: weniger Einkommen, schlechtere Karrierechancen und oft Altersarmut. „Es ist höchste Zeit, Arbeit und Kinderbetreuung zwischen den Eltern fairer aufzuteilen“, sagt Korinna Schumann, ÖGB-Vizepräsidentin.
Ein Vorschlag für mehr Gleichberechtigung
Der ÖGB und die Arbeiterkammer (AK) schlagen ein Familienarbeitszeitmodell vor: Wenn beide Eltern nach der Karenz ihre Arbeitszeit auf 28 bis 32 Stunden reduzieren, sollen sie monatlich je 350 Euro Bonus vom Staat erhalten. Der Bonus soll bis zum vierten Geburtstag des Kindes gelten.
Teilzeit – Fluch und Segen
20 Jahre ist es her, dass die Elternteilzeit eingeführt wurde. Sie hat dazu beigetragen, dass mehr Frauen mit Kindern arbeiten können. Waren 2004 71 Prozent der Frauen berufstätig waren, sind es heute bereits 79 Prozent. Doch oft bleiben sie in der Teilzeitfalle hängen.
Damit sich das ändert, fordert der ÖGB:
- Einen Anreiz für „halbe-halbe“ durch das Familienarbeitszeitmodell
- Mehr Kinderbetreuung: flächendeckend und qualitativ hochwertig
- Elternteilzeit für alle Betriebe – auch für kleinere mit weniger als 20 Beschäftigten.
„Die Politik muss handeln, um echte Gleichberechtigung in der Arbeitswelt zu schaffen“, sagt die ÖGB-Vizepräsidentin.