Arbeitszeit
Überstunden kosten 111.400 Arbeitsplätze
Würde in Österreich niemand mehr Überstunden machen, hätten 111.400 Arbeitslose einen Job
Stress, Leistungsdruck und mangelnder Ausgleich neben der Arbeit hinterlassen ihre Spuren. Psychische Erkrankungen wie Burn-Out, Überlastung und andere gesundheitliche Probleme sind im Steigen. Trotzdem haben Österreichs Arbeitnehmer:innen im Jahr 2022 192,5 Millionen Mehr- und Überstunden geleistet – 47 Millionen davon unbezahlt oder ohne Zeitausgleich dafür zu bekommen. Die Arbeiterkammern und der ÖGB kritisieren das Jahr für Jahr.
Gratis-Überstunden im Jahr 2022 entsprechen einem Einkommensentfall von 1 Milliarde Euro!
Bei Frauen bleibt mehr als jede vierte (28,7 Prozent), bei Männern fast jede vierte (23,7 Prozent) Mehrleistungsstunde unvergütet. Das entspricht einem Einkommensentfall von über 1 Milliarde Euro pro Jahr bzw. der Gratis-Arbeit von knapp 27.300 Vollzeitbeschäftigten.
Würde man alle Mehr- und Überstunden in Arbeitsplätze umwandeln, hätten 111.400 Arbeitslose einen Job.
Laut den Arbeitsmarktdaten vom August 2023 sind derzeit rund 320.759 Menschen arbeitslos oder Schulungsteilnehmer.:innen Würde man alle Mehr- und Überstunden in Vollzeitarbeitsplätze umwandeln, hätten 111.400 Menschen, die jetzt arbeitslos sind, einen Vollzeitjob. Die Zahl ergibt sich aus der Berechnung einer Vollzeitarbeitsstelle im Ausmaß von 1.728 Jahresarbeitsstunden (vgl. Eurofund 2020), die durch alle im Jahr 2022 geleisteten Überstunden dividiert wird. „Damit hätten wir um rund ein Drittel weniger Arbeitslose als derzeit“, sagt Ingrid Reischl, ÖGB Bundesgeschäftsführerin.
Fülle an Arbeit auf möglichst viel Beschäftigte verteilen
Unverständlich sei Reischl zufolge, dass auf der einen Seite Menschen so viel arbeiten, dass ihre Gesundheit darunter leidet. Während andere gar keine Beschäftigung haben. „Hier muss sich auch angesichts der Digitalisierung und Arbeitsverdichtung dringend etwas ändern. Die Fülle an Arbeit muss auf möglichst viele Beschäftigte aufgeteilt werden und nicht einige wenige krank machen“, fordert Reischl. „Auch viele Frauen hätten dadurch die Chance auf eine ordentliche Beschäftigung in Form von Vollzeitarbeit.“