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Arbeitsvertrag
Kollektivverträge sorgen unter anderem für gerechte Löhne, faire Arbeitszeiten und ausreichend Urlaub. jardul - stock.adobe.com

Arbeitsrecht

Was ist ein Kollektivvertrag?

Der Kollektivvertrag ist ein wichtiger Teil des Arbeitslebens, den jeder kennen sollte. Er regelt die Rechte und Pflichten von Arbeitnehmer:innen und Arbeitgebern.

Viele Arbeitnehmer:innen glauben, dass Urlaubsgeld, Weihnachtsgeld und jährliche Lohnerhöhungen gesetzlich garantiert sind. Das ist jedoch nicht der Fall. Diese und andere wichtige Regelungen zugunsten der Arbeitnehmer:innen werden nämlich Jahr für Jahr in Kollektivverträgen (KV) – oder ähnlichen Vereinbarungen – von den Gewerkschaften mit den Arbeitgebern ausverhandelt.

Das solltest du wissen:

  • Je mehr Mitglieder eine Gewerkschaft in einer Branche hat, desto besser sind die Kollektivverträge. 
  • Der aktuelle Kollektivvertrag muss in jedem Betrieb zur Einsichtnahme aufliegen. 
  • Die Gewerkschaften verhandeln jährlich mehr als 450 Kollektivverträge.

Was ist ein Kollektivvertrag?

Ein Kollektivvertrag ist eine Vereinbarung zwischen Gewerkschaften und Arbeitgeberverbänden, der jährlich für alle Arbeitnehmer:innen einer Branche ausverhandelt wird.

Warum sind Kollektivverträge wichtig?

Kollektivverträge verhelfen Arbeitnehmer:innen zu vielen Rechten und Ansprüchen, die nicht in Gesetzen geregelt sind. Sie sorgen für faire Arbeitsbedingungen für alle Beschäftigten. Außerdem verhindern sie, dass Arbeitnehmer:innen gegeneinander ausgespielt werden können und schaffen ein größeres Machtgleichgewicht zwischen Arbeitnehmer:innen und Arbeitgebern.

Wer verhandelt den Kollektivvertrag?

Den Kollektivvertrag verhandeln Gewerkschaften (Vertreter:innen der Arbeitnehmer:innen) und Arbeitgeberverbände (Vertreter:innen der Arbeitgeber). Sie setzen sich zusammen und einigen sich auf die Bedingungen.

Was regelt der Kollektivvertrag?

Ein Kollektivvertrag schafft gleiche Mindeststandards bei der Entlohnung und den Arbeitsbedingungen einer Branche. Er legt zum Beispiel fest, wie viel man für eine bestimmte Arbeit mindestens verdienen muss, wie viele Stunden pro Woche gearbeitet wird und wie Überstunden bezahlt werden.

Wichtig!

In Österreich gibt es keine gesetzlichen Lohn- und Gehaltserhöhungen und auch kein gesetzliches Urlaubs- und Weihnachtsgeld. Beschäftigte bekommen das nur deshalb regelmäßig, weil die Gewerkschaften es jedes Jahr bei den KV-Verhandlungen für sie ausverhandeln.

Wie viele Kollektivverträge gibt es in Österreich?

In Österreich gibt es über 800 Kollektivverträge. Jährlich verhandeln die Gewerkschaften mehr als 450 Kollektivverträge.

Wie steht Österreich hinsichtlich der Kollektivvertragsabdeckung im Vergleich zu anderen europäischen Ländern da?

Österreich ist Kollektivvertrags-Weltmeister. 98 Prozent aller Arbeitnehmer:innen hierzulande sind durch Kollektivverträge geschützt. Im Vergleich dazu sind zum Beispiel nur 50 Prozent der deutschen und lediglich 14 Prozent der Beschäftigten in den USA durch Kollektivverträge abgesichert.

Was passiert, wenn sich der Arbeitgeber nicht an den Kollektivvertrag hält?

Wenn ein Arbeitgeber sich nicht an den Kollektivvertrag hält, können sich Arbeitnehmer:innen an ihre Gewerkschaft wenden. Die Gewerkschaft hilft dabei, ihr Recht durchzusetzen und kann rechtliche Schritte einleiten.

Welche Gewerkschaft für dich zuständig ist, erfährst du hier: https://www.oegb.at/gewerkschaften 

Bei Schwierigkeiten am Arbeitsplatz kannst du dich außerdem auch an die Arbeiterkammer wenden: https://arbeiterkammer.at/index.html 

ÖGB-Tipp: Aus Beweisgründen immer schriftlich

Ob Arbeitsvertrag, Überstunden oder Kündigung: Der ÖGB rät Arbeitnehmer:innen aus Beweisgründen, alles schriftlich zu vereinbaren bzw. festzuhalten. Ohne schriftliche Vereinbarung oder Aufzeichnung ist in der Praxis vieles schwer feststellbar.

Woher weiß ich, welcher Kollektivvertrag für meine Branche gilt?

Das Arbeitsverfassungsgesetz schreibt vor, dass der aktuelle Kollektivvertrag in jedem Betrieb zur Einsichtnahme aufliegen muss. Wo der KV im Betrieb zu finden ist, steht im gesetzlich vorgeschriebenen Dienstzettel. Dort erfährst du auch, welcher KV auf dein Dienstverhältnis angewendet wird. Du kannst dich aber auch online unter www.kollektivvertrag.at informieren.

Was passiert eigentlich, wenn die Verhandlungen über den Kollektivvertrag scheitern?

Wenn die Verhandlungen zwischen Gewerkschaften und Arbeitgebern scheitern, kann es zu Arbeitskampfmaßnahmen wie Streiks kommen. Das bedeutet, dass die Arbeitnehmer:innen ihre Arbeit niederlegen, um Druck auf die Arbeitgeber auszuüben – mit dem Ziel, so eine Einigung und faire Bedingungen durchzusetzen. 

Können Beschäftigte den Kollektivvertrag mitbestimmen?

Indirekt, ja. Arbeitnehmer:innen können Mitglied einer Gewerkschaft werden, die ihre Interessen bei den KV-Verhandlungen vertritt. Besonders wichtig ist dabei die Rolle der Betriebsratsmitglieder, die oft Teil der Verhandlungsgremien sind und direkt an den Verhandlungen teilnehmen. Dadurch können die Anliegen und Bedürfnisse der Beschäftigten unmittelbar in die Verhandlungen eingebracht werden.

WICHTIG!

Je mehr Mitglieder eine Gewerkschaft hat, desto stärker ist ihre Verhandlungsposition. Über weitere Vorteile einer Gewerkschaftsmitgliedschaft kannst du dich hier informieren. 

 

Fazit:

Ein Kollektivvertrag ist nicht nur eine formale Vereinbarung, sondern ein wichtiges Instrument, das das Arbeitsleben fairer und sicherer macht. Er sorgt für gerechte Löhne, faire Arbeitszeiten, ausreichend Urlaub und hilft dabei, berufliche Ziele zu erreichen. Alle, die arbeiten, sollten die Vorteile eines Kollektivvertrags kennen und wissen, was man von seinem Arbeitgeber erwarten kann. Indem sich Arbeitnehmer:innen in Gewerkschaften engagieren, können sie außerdem aktiv mitbestimmen und ihre Arbeitsbedingungen verbessern.  

 

 

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