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Die Arbeitswelt ändert sich ständig - wie es den Beschäftigten damit geht, untersucht das jährliche Strukturwandelbarometer Stock Rocket – stock.adobe.com

Blick in die Betriebe

Hier drückt Beschäftigte in Österreich der Schuh

Neue Befragung: Fachkräftebedarf, Überstunden und ständige Erreichbarkeit sind große Belastungen

Arbeitnehmer:innen in Österreich fühlen sich dauerbelastet und überarbeitet – sie leisten zahlreiche Überstunden und haben das Gefühl, sie müssen ständig erreichbar sein.

Das geht aus dem Strukturwandelbarometer 2024 des IFES-Instituts im Auftrag von ÖGB und AK hervor.  Knapp über 1.500 Betriebsratsvorsitzende wurden befragt und geben Einblicke, was in ihren Unternehmen gut läuft und wo es Probleme gibt.  

DOWNLOAD: Zentrale Ergebnisse des Strukturwandelbarometers 2024

Kein Durchatmen 

Sechs von zehn Betriebsratsvorsitzenden sagen, dass der Arbeitsdruck in ihrem Unternehmen konstant hoch ist. Das setzt den Beschäftigten zu, viele leiden im Job unter zu viel Stress. Besonders betroffen davon sind Arbeitnehmer:innen in den Branchen Gesundheit und Soziales (73 Prozent), Verkehr und Transport (69 Prozent) und der Lebensmittelhandel (65 Prozent).  

Personal fehlt, Stress steigt

Ein Grund für den hohen Arbeitsdruck sind fehlende Arbeitskräfte.

Über 60 Prozent der Betriebsratsvorsitzenden sagen, dass Personalmangel aktuell und auch in den kommenden Jahren das größte Problem in ihren Betrieben sein wird. Immer mehr Arbeit wird so auf immer weniger Personal aufgeteilt. 

Mehr Ausbildung ist gefragt 

Auch die Lehrlingssuche ist für vier von zehn Unternehmen sehr schwierig. Besonders im Bauwesen und in der Gastronomie wird es laut Befragten in den kommenden Jahren schwieriger. „Eine flächendeckende Lehrlingsoffensive ist ein Gebot der Stunde. Betriebe, die nicht ausbilden, brauchen sich nicht wundern, dass es keine Fachkräfte gibt“, so Angela Pfister, Leiterin des volkswirtschaftlichen Referates im ÖGB.

Um neue Fachkräfte zu gewinnen bzw. die Beschäftigten in ihren Berufen zu halten, ist es von enormer Bedeutung, die Arbeitsbedingungen zu verbessern: „Das reicht von Gesundheitsschutz, mehr Personal, über Arbeitszeitverkürzung, bessere Vereinbarkeit von Familie, Freizeit und Beruf bis hin zu mehr Bezahlung“, sagt Pfister. 

Endlose Überstunden und Dauereinsatz 

Weitere Gründe für den hohen Arbeitsdruck in den heimischen Unternehmen sind aber auch ein hoher Überstundenberg, den die Beschäftigten bewältigen und das Gefühl, ständig erreichbar und leistungsbereit sein zu müssen. All diese Faktoren wirken sich auch negativ auf das Arbeitsklima aus. 

Fehlende Arbeitskräfte sind zu einem großen Teil hausgemacht, da viele planbare Abgänge (Pensionierungen, etc.) auf Grund von vorsichtiger Personalpolitik bei gleichzeitig guten wirtschaftlichen Zahlen, oft nicht nachbesetzt wurden. 

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Betriebsrat bleibt wichtige Anlaufstelle

Die Mitarbeiter:innen in den Betrieben sind mit ihren Ängsten und Sorgen aber nicht alleine – sie wissen, dass sie im Betriebsrat immer offene Ohren für ihre Anliegen finden. 63 Prozent sagen, dass die Kommunikation zwischen Beschäftigten und Betriebsrat besser geworden ist und 49 Prozent sind überzeugt, dass sich auch die Kommunikation zwischen Management und Betriebsrat deutlich verbessert hat. 

Mitbestimmung ist ein wichtiger Schlüssel, dass es in den Betrieben rundum gut läuft: Betriebe mit Betriebsrat stehen wirtschaftlich besser da. „Das Gemeinsame ist wichtig, um gute Lösungen zu finden“, sagt Heinz Leitsmüller, Leiter der Abteilung Betriebswirtschaft der AK-Wien. 

Fachkräfte als Schlüssel für einen starken Standort

In den letzten Monaten wurde viel über die Wettbewerbsfähigkeit und den Wirtschaftsstandort Österreich diskutiert. Ein zentrales Ergebnis: Neun von zehn Betriebsratsvorsitzenden sind überzeugt, dass gut ausgebildete Fachkräfte und das Wissen der Beschäftigten entscheidend dafür sind, dass Unternehmen im internationalen Wettbewerb bestehen können.

Doch nicht nur qualifizierte Mitarbeiter:innen sind wichtig. Auch die Qualität der Produkte, die Nähe zu den Kunden und Kundinnen sowie gute Ausbildungsmöglichkeiten spielen eine große Rolle für einen starken Standort.

Ein weiterer entscheidender Faktor ist laut 78 Prozent der Befragten die politische Stabilität und verlässliche gesetzliche Rahmenbedingungen. Sie schaffen Planungssicherheit für Unternehmen und Beschäftigte – eine Grundlage für nachhaltigen wirtschaftlichen Erfolg.

Um die Stimmung in den heimischen Betrieben zu erhöhen sowie den Standort attraktiver zu machen, hat der ÖGB klare Forderungen: 

  • Kurzarbeit und Arbeitsstiftungen, besonders in Krisenbranchen wie der Automobilindustrie müssen gezielt zum Einsatz kommen. 

  • Die Politik muss einen klaren Plan für den Standort und Beschäftigung, um den Strukturwandel zu bewältigen, vorlegen. 

  • Es braucht mehr Geld im sozialen Bereich, Infrastruktur und Klimaschutz, um Arbeitsplätze zu sichern und den Standort Österreich zu stärken.  

  • Österreich muss stärker auf den Ausbau erneuerbarer Energien und der Netzinfrastruktur setzen, um eine sichere Energieversorgung und leistbare Energiekosten sicherzustellen. 

  • Österreich braucht eine Aus- und Weiterbildungsoffensive. Dafür sind mehr Geld für das AMS und Projekte wie der „Öko-Booster“ zur Ausbildung von Jugendlichen in Zukunftsberufen wichtig. 

  • Öffentliche Auftragsvergabe soll an soziale und ökologische Kriterien geknüpft werden – es soll nicht nur der Billigstbieter immer den Zuschlag bekommen. 

  • In den Branchen Pflege und Gesundheit braucht es mehr Geldmittel, bessere Arbeitsbedingungen und faire Bezahlung. 

    HIER KLICKEN für den 10-Punkte-Plan des ÖGB: Was Österreich jetzt braucht

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