Rechte und Pflichten am Arbeitsplatz
Respektlosigkeit und Gewalt in der Transportbranche
Europaweit haben 63 % der Frauen Gewalterfahrungen gemacht – Österreich ist keine Ausnahme
Laut Europäischem Gewerkschaftsbund (EGB) haben 63 Prozent der Frauen, die europaweit in der Transportbranche arbeiten, in jüngster Vergangenheit zumindest einmal Gewalt erfahren. Österreich ist da keine Ausnahme, erklärt Elisabeth Vondrasek, Frauenvorsitzende der Gewerkschaft vida. „Obwohl sich herausgestellt hat, dass sich mit der Zeit die Anwesenheit von Frauen in Männerberufen positiv auf das Betriebsklima auswirkt, ist in solchen Berufen die Kommunikation untereinander nach wie vor oft rauer im Ton und der Umgang miteinander lässt da und dort zu wünschen übrig. Es wird nicht immer darauf Rücksicht genommen, dass auch Frauen in diesen Professionen tätig sind.“
Gewalttätiges Verhalten der KundInnen
Aber nicht nur die Umgangsformen unter KollegInnen sind verbesserungswürdig, sondern auch das Verhalten der KundInnen. Gerade in der Transportbranche stehen Frauen, die etwa als Zugbegleiterinnen beschäftigt sind, täglich in Kontakt mit vielen Fahrgästen. „Viele Kunden spiegeln in ihrem Verhalten sehr oft die Respektlosigkeit und die körperliche Überlegenheit gegenüber Frauen, wie sie in unserer Gesellschaft immer noch vorkommt“, sagt Vondrasek.
Frauen in diesen Berufen sind nicht nur Beschimpfungen, Beleidigungen und Mobbing ausgesetzt, weiß die vida-Frauenvorsitzende. „Am häufigsten kommt es zu sexueller Belästigung in Form von abfälligen Bemerkungen, lüsternen Anspielungen und körperlichen Übergriffen.“ Aber Frauen werden auch mit Gegenständen beworfen, bespuckt und körperlich attackiert. „Und ja, es kommt sogar zum Waffengebrauch“, erzählt Vondrasek.
Arbeitgeber müssen MitarbeiterInnen schützen
Für Vondrasek ist es daher ganz wichtig, dass gewaltbetroffene Frauen mit ihren KollegInnen über die Geschehnisse und Vorwürfe sprechen, sich vertrauensvoll an den Betriebsrat, die Frauenvertrauensperson oder die Sicherheitsvertrauensperson wenden. „Scham ist hier völlig unangebracht und es gibt auch kein ‚Berufsrisiko‘“, betont sie. Denn Arbeitgeber sind aufgrund ihrer Fürsorgepflicht und des ArbeitnehmerInnenschutzes zuständig, Gewalt am Arbeitsplatz präventiv zu verhindern und ihre MitarbeiterInnen davor zu schützen. „Leider ist das vielen Arbeitgebern noch immer nicht so bewusst. Mehr Aufklärungsarbeit und Sensibilisierung auch auf Arbeitgeber-Seite ist unbedingt notwendig“, so Vondrasek.
Gewerkschaft vida unterstützt
Unterstützung für Betroffene bietet außerdem die Gewerkschaft vida. Neben einer eigenen Wissens- und Serviceplattform (www.tatortarbeitsplatz.at) bietet sie ihren Mitgliedern professionelle Hilfe wie etwa psychologische Erstberatung. Zusätzlich dazu werden Seminare für Mitglieder, aber auch für BetriebsrätInnen, Jugend-, Sicherheits- und Behindertenvertrauenspersonen angeboten.