13. September 2019: Erster Nationaler Tag der pflegenden Angehörigen
Pflege
Pflege und Betreuung betrifft uns alle
Fast eine Million ÖsterreicherInnen pflegen ihre Angehörigen
Das österreichische System der Pflege und Betreuung ist gekennzeichnet durch einen hohen Anteil an informeller Pflege. Rund die Hälfte aller pflegebedürftigen Menschen werden von Familienmitgliedern zuhause gepflegt. Viele der Angehörigen, in der Regel Frauen, reduzieren ihre Arbeitszeit oder geben ihren Beruf auf, um die Pflege und Betreuung ihrer Verwandten zu gewährleisten. Diese Entwicklung ist wegen der späteren Konsequenzen, zum Beispiel niedrigere Pensionen, bedenklich. Der ÖGB fordert einen Rechtsanspruch auf Pflegekarenz und -teilzeit sowie einen flächendeckenden Ausbau der mobilen Dienste, Pflegeheime, Tageszentren, alternativen Wohnformen und Hospize.
Pflege – die große Herausforderung der Zukunft
Mehr als fünf Prozent aller Menschen in Österreich sind pflegebedürftig – Tendenz steigend. Bereits jetzt sind 436.366 ÖsterreicherInnen 80 Jahre alt oder älter. In zehn Jahren werden mehr als 600.000 Menschen dieses Alter erreichen. Damit wird auch die Zahl derjenigen steigen, die betreut werden müssen. „Bereits jetzt übernehmen fast eine Million Angehörige diese – oft jahrelange, psychisch belastende und herausfordernde – Aufgabe. Sie verdienen nicht nur unsere Anerkennung, sondern brauchen auch echte Unterstützung“, sagt Korinna Schumann, ÖGB-Vizepräsidentin und Frauenvorsitzende, anlässlich des heutigen „Tages der pflegenden Angehörigen“.
Dass pflegende Angehörige der größte Pflegedienst des Landes sind, verdeutlichen auch aktuelle Zahlen:
- 55 Prozent der Pflegebedürftigen werden von Angehörigen gepflegt, 25 Prozent von Angehörigen mit Unterstützung von mobilen Diensten, 14 Prozent in stationären Einrichtungen und 6 Prozent durch 24-Stunden-Betreuung.
- 458.333 Personen bezogen 2018 Pflegegeld, davon 291.044 Frauen.
- 950.000 pflegende Angehörige gibt es in Österreich, rund ein Drittel von ihnen ist berufstätig.
Der Auftrag an die künftige Bundesregierung ist daher klar: Das Thema Pflege darf nicht auf die lange Bank geschoben werden, sondern muss mit höchster Priorität angegangen werden. Um Pflegebedürftige zu unterstützen, Angehörige zu entlasten und die Arbeitsbedingungen im Gesundheits- und Pflegebereich zu verbessern, braucht es ganz dringend geeignete Maßnahmen, unter anderem einen Rechtsanspruch auf Pflegekarenz und Pflegeteilzeit.