Gleichstellung
„Inklusion und Teilhabe statt Almosen und Zuckerln”
Patrick Berger vom Chancen Nutzen Büro im ÖGB fordert mit Behindertenvertreter:innen flexible Teilzeitmodelle für Menschen mit Behinderungen
In den kürzlich veröffentlichten Empfehlungen zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention wurde Österreich für seine unzureichende Integration von Menschen mit Behinderung in den Arbeitsmarkt gerügt. Zeitgleich klagen Unternehmen lautstark über einen Arbeitskräftemangel. Daher fordern Behindertenvertreter:innen nun die Entwicklung von Maßnahmen und Rahmenbedingungen, die die Nutzung der Potenziale von Menschen mit Behinderungen am Arbeitsmarkt erleichtert.
Existenzsichernde Teilzeitarbeit
„Für Menschen, egal ob mit oder ohne Behinderung, ist es wichtig, sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten einbringen zu können“, erklärt Patrick Berger, Leiter des Chancen Nutzen Büros im ÖGB. Aufgrund gesundheitlicher, medizinischer und beeinträchtigungsabhängiger Umstände sei für viele aber eine Vollzeitbeschäftigung bzw. eine regelmäßige Arbeitszeit nicht möglich. „Wir fordern daher auf Behinderung abgestimmte flexible Arbeitszeitmodelle, die das Leben dieser Menschen unterstützen und verbessern“, betont er. Dabei gehe es um Inklusion und Teilhabe und nicht um "Almosen und Zuckerln".
Politik und Arbeitgeber:innen in der Verantwortung
Aktuell begünstigen Bildungs- und Arbeitsmarktangebote vor allem jene, die bereits gut in den Arbeitsmarkt passen. Hinzukommt, dass der Anteil der Langzeitarbeitslosen in der Gruppe der Menschen mit Behinderungen bzw. gesundheitlichen Vermittlungseinschränkungen fast doppelt so hoch ist wie bei Menschen ohne Behinderungen.
Um die Situation von Menschen mit Behinderungen und Beeinträchtigungen zu verbessern, muss an vielen verschiedenen Schrauben gedreht werden. Die Politik ist gefordert, endlich aktiv zu werden und zwar: “durch Modelle, die es den Menschen mit Behinderungen und Unternehmen ermöglichen, am Arbeitsmarkt besser zusammenzufinden”, unterstreicht auch Gernot Reinthaler, Geschäftsführer des ÖZIV Bundesverbands. Das hilft nicht nur den Menschen mit Behinderung, sondern auch den Unternehmen sowie dem Staat. Denn “der Politik sollte bewusst sein, dass sie sich durch jetzige Investitionen langfristig etwas sparen kann”, hebt Berger, die seiner Meinung nach positiven Effekte einer derartigen Maßnahme hervor.
Das Chancen Nutzen Büro des ÖGB bietet seit zwei Jahrzehnten Beratungen, Workshops und Seminare zu einer Vielzahl von Themen an. Häufige Inhalte der Beratungen sind Stress, Burn-Out, Mobbing und Angst vor dem Verlust des Arbeitsplatzes. Ganz besonders im Fokus stehen ältere Personen, Menschen mit Behinderungen, chronisch Erkrankte, aber auch Menschen mit psychischen Problemen.