LGBTIQA*-Community
"Ein Outing ist nie einfach"
Der Verein "Gay Cops Austria" kämpft für mehr Respekt und Anerkennung - mit Podcast
Dass es bei der österreichischen Polizei homosexuelle, bisexuelle und transidente BeamtInnen gibt, wurde lange Zeit unter den Teppich gekehrt.
Heute outen sich immer mehr PolizistInnen auch am Arbeitsplatz und machen damit positive Erfahrungen.
Versteckspiel kostet viel Energie
Christina Gabriel ist Polizistin beim Landeskriminalamt. Jahrelang hat sie ihre Beziehung zu einer Frau geheim gehalten. Die Zeit des Doppellebens bezeichnet sie heute als sehr „energieraubend“.
„Einerseits, weil man sich ständig Gedanken darüber macht, wie man das eine oder andere verbergen kann, und andererseits, weil man sich nicht offen mit KollegInnen unterhalten kann – wo und mit wem man das Wochenende verbracht hat, erzählt man einfach nicht“, so Gabriel, die es als eine der ersten Frauen bei der Polizei ohnehin nicht einfach hatte.
2008 entschied sie sich dann für ein Coming-Out in ihrem Berufsumfeld und machte damit mehrfach positive Erfahrungen. Heute möchte sie ein Vorbild für junge KollegInnen sein und den Menschen zeigen, dass es auch bei der Polizei die gleiche Vielfalt gibt wie in der Bevölkerung.
„Gay Cops Austria“ als erste Anlaufstelle
Gabriel ist auch Obfrau des Vereins „Gay Cops Austria“. Der Verein wurde 2007 von einer Gruppe homosexueller PolizistInnen gegründet. Er versteht sich als erste Anlaufstelle für schwule, lesbische und transidente Exekutivbeamte und will Vorurteile innerhalb der Polizei und der Bevölkerung abbauen.
„Wir wollen den Menschen zeigen, dass es auch bei der Polizei vielfältige sexuelle Orientierungen und geschlechtliche Identitäten gibt“, erklärt Gabriel und fügt hinzu: „Alle sollen sich akzeptiert fühlen. Gerade Personen aus der LGBTIQ-Community wenden sich bei körperlichen Übergriffen, Diskriminierung und Mobbing nicht an die Polizei.“
Aktuell zählt der Verein 60 Mitglieder. Dass es nicht mehr sind, liegt laut Peter Oberortner, Mitglied der Gay Cops, daran, dass BeamtInnen heute mit ihrer Homosexualität viel offener umgehen als früher.
Unterstützende KollegInnen
Oberortner selbst outete sich vor 27 Jahren als schwul. „Ich hatte deswegen nie Probleme in der Arbeit – vielleicht auch, weil ich die Kollegen vorher schon lange gekannt habe“, erzählt der mittlerweile pensionierte Polizist.
Sein damaliger Vorgesetzter meinte einfach: „Dienst ist Dienst und privat ist privat“, somit war das Thema erst mal erledigt. Ähnlich erging es Marek Wimberger, der die Polizeischule noch unter einem weiblichen Vornamen absolviert hatte: „Ich bin ein Mann, der mit weiblichen Geschlechtsmerkmalen geboren wurde. Da Polizist schon immer mein Traumberuf war, habe ich aus Angst lange verschwiegen, dass ich trans bin.“
Als er dem Druck nicht mehr standhalten konnte, ging er in die Offensive: Er outete sich zuerst bei seiner Funkwagenpartnerin, ein halbes Jahr später bei seinem Vorgesetzten. „Beide haben super reagiert und standen hinter mir. Mein Gruppenchef entschuldigte sich sogar im Vorhinein, falls ihm beim Namen ein Fehler passiert. Ein paar Tage später bekam ich einen Männerspind und meine Kollegen halfen mir, die Sachen umzuräumen“, erzählt Wimberger. Der 29-Jährige weiß, dass ein Outing nie einfach ist: Man legt viel Privates offen und weiß nicht, wie es ankommt.
Er ist aber froh, dass er den Schritt gewagt hat: „Der Anfang ist zwar schwer, aber es zahlt sich aus. Ich wünsche allen Kollegen, denen es ähnlich geht, dass sie den Mut finden und sich outen.“
Vieles hängt vom Chef ab
Auch wenn Gabriel, Oberortner und Wimberger keine Schwierigkeiten beim Coming-out erlebt haben, heißt das aber nicht, dass es keine gibt.
Nach wie vor gibt es etliche BeamtInnen, die sich noch nicht geoutet haben. Ob es zu Problemen kommt, hängt oft auch vom direkten Vorgesetzten ab, ist Gabriel überzeugt.
„Wenn man zum Beispiel KollegInnen mit einer diskriminierenden Einstellung hat und der Chef nicht gleich einschreitet, dann kann es sehr schwierig sein“, sagt sie: „Auch wenn sich in den vergangenen Jahren viel verbessert hat, bedeutet das nicht, dass überall alles in Ordnung ist.“