Gewalt am Arbeitsplatz
Wenn die Solidarität unter Kollegen fehlt
Frauen werden bei sexueller Belästigung in der Arbeit oft alleine gelassen
Ein sexistischer Kommentar da, eine Anspielung oder ein Frauenwitz dort – sexuelle Belästigung und Diskriminierung am Arbeitsplatz ist für viele Frauen Alltag. Dem nicht genug, werden Frauen in solchen Situationen vor allem von der männlichen Kollegenschaft oft allein gelassen. Das ergibt eine Studie von weconomy und der Kommunikationsagentur Ketchum.
Nur 52 Prozent der Männer greifen ein
Während bei physischen Übergriffen 89 Prozent eingreifen würden, schreiten nur 52 Prozent der Männer ein, wenn ein sexistischer Witz in Anwesenheit einer weiblichen Kollegin gemacht wird. Ohne eine anwesende Frau sinkt die Solidarität bei männlichen Kollegen überhaupt auf 29 Prozent. „Das ist äußerst problematisch. Frauen sind in der Arbeitswelt aufgrund von fehlender Kinderbetreuung und Gender Pay Gap ohnehin schon benachteiligt“, sagt Korinna Schumann, Vizepräsidentin und Bundesfrauenvorsitzende des ÖGB.
Frauen zeigen sich – wie die Studie weiters ergibt – solidarischer und bei sexistischen Witzen deutlich aktiver als Männer. „Frauen sind solidarischer, weil sie weniger stark vom bestehenden System profitieren“, erklärt Schumann. Kritik am eigenen System sei schwierig, und sich für andere einzusetzen bedeutet, Privilegien zu teilen. „Als ÖGB Frauen setzen wir uns aktiv für Gleichberechtigung ein“, so die ÖGB-Vizepräsidentin.
Arbeitgeber verpflichtet
Gefordert sind hier aber nicht nur Kolleginnen und Kollegen, sondern vor allem Arbeitgeber. „Arbeitgeber haben eine Verantwortung gegenüber ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Sie haben die gesetzliche Pflicht, gegen Belästigung und jede andere Form von Gewalt effektiv vorzugehen“, so Schumann.
Über die Hälfte der Befragten fühlen sich am Arbeitsplatz übrigens unfair behandelt und wünscht sich Unterstützung, um sich sicher zu fühlen. Trotzdem ist es 90 Prozent wichtig, ihre Meinung zu äußern. Ein Drittel gibt jedoch an, dass kritische Meinungen zu Diversität, Inklusion und Gleichberechtigung nicht gefördert werden.
Immerhin berichtet die Hälfte der Befragten von Veranstaltungen und Initiativen zur Gleichberechtigung. Hierzu betont Schumann: „Vor allem Betriebsrätinnen und Betriebsräte garantieren Mitspracherecht im Betrieb. Sie helfen und sind die ersten Anlaufstelle bei Problemen.“
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