Filmtipp
„Die Gewerkschafterin“: Eine Frau kämpft um die Wahrheit
Fast jede Frau hat Mobbing und Gewalt schon einmal erlebt. Der neue Kinofilm zeigt, wie eine erfolgreiche Frau von einer männerdominierten Atomlobby mundtot gemacht werden soll.
Der französische Filmstar Isabelle Huppert spielt in „Die Gewerkschafterin“ die selbstbewusste Personalvertreterin Maureen Kearney, die sich für die Angestellten eines Atomkonzerns einsetzt. Als sie geheime China-Pläne des Unternehmens publik macht, die tausende Arbeitsplätze vernichten würden, wird sie Opfer eines sexuellen Gewaltverbrechens. Da sie sich an so gut wie nichts erinnert, sind die Ermittler schnell davon überzeugt, sie hätte das Verbrechen nur vorgetäuscht. Selbst Einwände gegen diese Theorie und entlastende Beweise einer jungen Ermittlerin werden ignoriert. Maureen wird somit vom Vergewaltigungsopfer zur Angeklagten, die demütigende gynäkologische Untersuchungen über sich ergehen lassen muss und von der Polizei eingeschüchtert, angeschrien und extrem unter Druck gesetzt wird.
Ein Thriller, der unter die Haut geht
„Die Gewerkschafterin“ ist die Verfilmung einer wahren Geschichte, die in Wirklichkeit noch viel schlimmer gewesen ist. Die Geschichte zeigt nicht nur auf, wie sich Frauen in einer männerdominierten Welt behaupten müssen und blockiert werden, sondern auch auf schockierende Weise, wie ihnen weniger Glauben geschenkt wird und wie tief sexistische Gewaltstrukturen in oberen Machtsphären verankert sind.
Als ihre Firma einen neuen Chef bekommt, kürzt dieser von heute auf morgen das Budget für Gleichstellungsmaßnahmen. Da er sich von Maureen bedroht fühlt, schreit er sie an, wirft Sessel nach ihr, beschimpft und bedroht sie. Ähnlich verhalten sich auch die Polizisten, die später ihren Fall bearbeiten.
Zitate aus dem Film:
„Sie benimmt sich nicht wie ein Vergewaltigungsopfer. Sagen auch die Ärzte.“
„Das ist eine Kopie des medizinischen Gutachtens. Sie werden sehen, sie ist psychologisch sehr fragil.“
„Ich kann Menschen wie sie nicht ausstehen.“
„Alle haben sie aufgegeben. Auch ihr Mann.“
Blöde und herablassende Sprüche
Als Frau steht Maureen mit all diesen herablassenden Sprüchen und gewalttätigen Ausbrüchen nicht alleine da. Fast jede Frau hat schon einmal in irgendeiner Form Mobbing, (sexuelle) Belästigung oder Gewalt erleben müssen. „Das muss und darf keine Frau einfach so hinnehmen. Es ist wichtig, sich gegen jede Form von Mobbing und Belästigung zu wehren, am besten gleich zu Beginn. Denn wer schweigt, gibt diesen Menschen die Macht und läuft Gefahr, selbst daran zu zerbrechen“, betont Korinna Schumann, ÖGB-Vizepräsidentin. Gerade am Arbeitsplatz sei es aber wichtig, dass Arbeitgeber:innen auch präventiv tätig sind, und wenn etwas passiert, rasch handeln: “Das ist Teil der Fürsorgepflicht”, betont Schumann.
Welche Möglichkeiten hat frau, sich am Arbeitsplatz zu wehren?
- Führe ein Mobbing-Tagebuch! Schreibe Tag, Uhrzeit und Situation auf. So hast du Schwarz auf Weiß, was die Person gesagt und gemacht hat.
- Suche das Gespräch! Wenn ein Gespräch zu zweit keine Früchte trägt, ist es oft hilfreich, eine dritte Person einzubinden. Sprich konkrete Situationen an, in denen du dich gemobbt fühlst.
- Kontaktiere den Betriebsrat!
- Wende dich an deine Gewerkschaft!
Das sollte frau wissen:
Arbeitgeber sind gesetzlich verpflichtet, ihre Beschäftigten vor Diskriminierung und Belästigung am Arbeitsplatz zu schützen.
Mittlerweile gibt es eine Vielzahl an Beratungsstellen, die auf Mobbing spezialisiert sind. Diese können zur individuellen Situation konkrete Ratschläge liefern.
Die Zukunft braucht Chefinnen
Trotz aller Attacken, Beschimpfungen, Demütigungen und Verleumdungen gab Maureen nicht auf und kämpfte um ihre Glaubhaftigkeit und dafür, dass die Wahrheit ans Licht kommt. Am Ende fährt sie ein Pyrrhussieg ein.
Ab 12. Mai im Kino: “Die Gewerkschafterin”
Ein Film von Jean-Paul Salomé
Mit: Isabelle Huppert, Gregory Gadebois, Yvan Attal, Marina Foïs
Mehr Informationen: https://www.filmladen.at/film/die-gewerkschafterin/
Nicht nur bei politischen Entscheidungen, sondern auch in den Schlüsselsektoren wie etwa Energie, Verkehr, Wasser und Abfall sind Frauen in der Unterzahl. Das muss sich rasch ändern, fordern die ÖGB-Frauen. „Auch der Film zeigt ganz klar: Das Fehlen von Frauen bedeutet auch das Fehlen von weiblichen Perspektiven, Einblicken und Ideen. Es ist sehr wichtig, die stark männlich geprägten Betriebsstrukturen zu verändern, damit Frauen die gleichen Chancen haben, vermehrt Führungsaufgaben übernehmen und gehört werden“, erklärt Schumann und fügt hinzu: „Unser Ziel ist eine Zukunft, in der Zeit, Geld und Macht zwischen Frauen und Männern fair verteilt sind.“