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Frau am Computer
Die Digitalisierung und die Klimakrise sind zwei der größten Herausforderungen unserer Zeit. Besonders für Frauen Seventyfour – stock.adobe.com

Bundesfrauenkongress

Ohne Frauen fehlen weibliche Perspektiven

Digitalisierung und Klimakrise: Zeit, Geld und Macht müssen fair verteilt werden

Die Digitalisierung und die Klimakrise sind zwei der größten Herausforderungen unserer Zeit. Beide Themen haben Auswirkungen auf die Arbeitswelt, auf unser tägliches Leben und die Zukunft unseres Planeten. “Wenn es um die Bewältigung dieser Herausforderungen geht, ist es wichtig, die Perspektiven von Frauen zu berücksichtigen und sie an Entscheidungen beteiligt sind, die Auswirkungen auf ihr Leben haben”, betont ÖGB-Vizepräsidentin und Frauenvorsitzende Korinna Schumann. Außerdem fehlen ohne Frauen wichtige Einblicke und Ideen, die für eine gerechte Zukunft entscheidend sind.

Gefahr, dass Ungleichheit größer wird

Die Digitalisierung hat das Potenzial, viele Probleme zu lösen und gleichzeitig neue Herausforderungen zu schaffen. Zum Beispiel kann die Automatisierung dazu beitragen, die Effizienz zu steigern und den Energieverbrauch zu reduzieren. Gleichzeitig aber kann die digitale Transformation zu einer Verschlechterung der Umweltbedingungen führen. Gerade Frauen sind von diesen Veränderungen besonders betroffen, aber in der Entwicklung neuer Technologien und vielen wichtigen Entscheidungsgremien sind sie stark unterrepräsentiert und haben somit keinen Einfluss auf bestimmte Entscheidungen.

Daher kann es ganz leicht passieren, dass die ohnehin schon bestehende Diskriminierung von Frauen, etwa am Arbeitsmarkt, durch den Einsatz von Algorithmen und Systemen künstlicher Intelligenz noch weiter verstärkt werden. „Systeme werden mit einer großen Menge von Trainingsdaten gespeist, von denen sie lernen. Die Daten kommen vor allem von Männern und werden sie nicht hinterfragt, spiegeln sie oft die bestehenden Verhältnisse wider“, erklärt Schumann. Das beste Beispiel dafür ist der immer noch umstrittene AMS-Algorithmus „AMAS“. Die nachteilige Situation von Frauen am Arbeitsmarkt wird durch den Algorithmus als Tatsache hingenommen und könnte einen negativen Einfluss auf die Job-Vermittlung vieler Frauen haben.

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Damit alle die gleichen Chancen in einer zukünftigen Arbeitswelt haben, müssen Qualifizierungsangebote, Umschulungen und Weiterbildungen geschlechtergerecht gestaltet werden, um Frauen Zugangsbarrieren für Frauen abzubauen. Aber nicht nur: Es ist sehr wichtig, die stark männlich geprägten Betriebskulturen zu verändern, denn „sie tragen vielfach dazu bei, dass Frauen trotz entsprechender Ausbildung nicht in technischen Berufen bleiben“, sagt Schumann.

Klimakrise wirkt sich unterschiedlich auf Frauen und Männer aus

Ähnlich sieht die Situation beim Thema Klima aus. Es ist zwar klar, dass alle Menschen vom Klimawandel und den Maßnahmen, die ihn bekämpfen sollen, betroffen sind. Aber in beiden Facetten wirken sich auch die Geschlechterverhältnisse aus.  

Statistisch gesehen haben Frauen einen kleineren CO2-Fußabdruck als Männer. Ein Grund dafür ist zum Beispiel die Mobilität: Frauen übernehmen immer noch einen Großteil der Care-Arbeit und das zeigt sich auch ganz klar in ihrem Mobilitätsverhalten. Sie erledigen den Einkauf, begleiten Kinder in die Schule oder Angehörige zum Arzt. Dabei geht es sehr oft um kürzere, wenn auch sehr viele Strecken, die man zu Fuß, mit dem Fahrrad oder mit dem Bus erledigen kann. Frauen sind weniger mit dem Auto unterwegs als Männer.

Erschwerend kommt gerade beim Thema Klimakrise hinzu, dass Frauen weniger verdienen als Männer und weniger Vermögen besitzen. Das führt dazu, dass sie sich schlicht und einfach nicht genug Ressourcen zur Klimaversorgung und Anpassung an die Folgen der Klimakrise zur Verfügung haben. Zum Beispiel um eine Klimaanlage in der Wohnung zu installieren oder die Türen und Fester des Hauses besser abzudichten.

„Nicht nur bei politischen Entscheidungen, sondern auch in den Schlüsselsektoren Energie, Verkehr, Wasser und Abfall sind Frauen in der Unterzahl. Ihr Fehlen bedeutet auch das Fehlen von weiblichen Perspektiven“, unterstreicht die ÖGB-Vizepräsidentin. Und dies, obwohl das Pariser Klimaabkommen von 2015 klar festschreibt, dass die Gleichstellung der Geschlechter und die Stärkung der Rolle der Frauen berücksichtig und gefördert werden muss.  

„Die digitale und ökologische Transformation bietet die Chance einer geschlechtergerechten Gestaltung von Arbeit und Gesellschaft. Unser Ziel ist eine Zukunft, in der Zeit, Geld und Macht zwischen Frauen und Männern fair verteilt sind. Zusätzlich muss der Umbruch genutzt werden, um unsere Gesellschaft krisensicherer und nachhaltiger zu gestalten“, fordert Schumann.  

Die ÖGB-Frauen fordern:

  • Gleichberechtigte Mitbestimmung von Frauen in allen Entscheidungs- und Beratungsstrukturen rund um Klimawandel und Digitalisierung, sowie die Einbeziehung der Geschlechterperspektive durch Gleichstellungsexpert:innen in der Umsetzung von Maßnahmen im Zusammenhang mit der Klimakrise und Digitalisierung.
  • Investitionen in lokale Infrastruktur durch Mindeststandards an öffentlicher Versorgung mit besonderem Augenmerk auf emissionsarme und klimafreundliche Branchen, wie etwa Gesundheit, Pflege, Soziale Arbeit, Bildung und öffentlicher Verkehr.
  • Mitbestimmung von Betriebsrät:innen und Personalvertreter:innen bei der Planung und Umsetzung neuer Technologien und Digitalisierungsprozessen. Dabei ist auf einen gleichberechtigen Zugang zu umfassenden Informationen, Weiterbildung- und Qualifizierungsmöglichkeiten zu achten, besonders auch für Kolleg:innen in Teilzeit, Karenz und gering Qualifizierten.