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gelmold - stock.adobe.com

Kinderbetreuung

Es braucht einen Rechtsanspruch auf Sonderbetreuungszeit

Vor allem Frauen verlieren viel Geld, weil die Kinderbetreuungsangebote fehlen. Das hat auch langfristige Folgen.

Weil Schulen und Kindergärten während der Corona-Krise wochenlang geschlossen waren, mussten unzählige Eltern Homeschooling und Kinderbetreuung übernehmen. Vor allem Frauen waren dadurch gezwungen, ihre Arbeitszeit massiv zu reduzieren – die Folge waren und sind hohe Einkommensverluste. Diese Situation darf sich im Herbst keinesfalls wiederholen, daher fordert der ÖGB einen Rechtsanspruch auf Sonderbetreuungszeit. 

Kinderbetreuung als soziale Frage 

Laut einer SORA-Studie im Auftrag des Momentum-Instituts mussten Eltern nicht nur Arbeitsstunden reduzieren, sondern auch massenhaft Urlaubstage verbrauchen, um die Kinderbetreuung stemmen zu können. 60 Prozent der Befragten, die sich selbst der unteren Mittelschicht zuordnen, gaben an, davon betroffen gewesen zu sein – der Großteil Frauen. Ein Grund dafür war, dass diese Gruppe an Personen nur zu etwa einem Drittel von Zuhause aus arbeiten konnte.  

Im Vergleich dazu gaben 60 Prozent der Befragten, die sich selbst der oberen Mittelschicht zuordnen, an, dass sie im Homeoffice arbeiten konnten. Nur jede dritte Person dieser Gruppe musste für die Kinderbetreuung Urlaubstage in Anspruch nehmen. „Homeoffice muss man sich leisten können”, hatte auch WU-Wissenschaftlerin Katharina Mader im Interview anlässlich des ÖGB-Sommerdialogs zum Thema Homeoffice kritisiert. 

10 Prozent aller Eltern gaben sogar an, überhaupt keinen Urlaub für die Kinderbetreuung von ihren Arbeitgebern genehmigt bekommen zu haben. 

Dramatische Einkommensverluste für Frauen 

Insgesamt mussten 27 Prozent aller Frauen während der Corona-Krise ihre Arbeitszeit reduzieren, bei den Männern waren es nur 16 Prozent. Frauen haben daher einen deutlich höheren Verdienstentgang als Männer erleben müssen. Die potentiellen Kosten der Schließungen der Kinderbetreuungseinrichtungen waren laut Momentum-Institut für Frauen doppelt so hoch wie für Männer. 

Das wirkt sich nicht nur auf das Jahr 2020 aus, sondern in weiterer Folge auch auf das Lebenseinkommen und die Pension. Insgesamt beziffert das Momentum-Institut den Lebenseinkommensverlust für alle erwerberbstätigen Mütter von Kindern unter 14 Jahren aufgrund fehlender Kinderbetreuung während der Corona-Zeit mit mehr als einer Milliarde Euro – den Lebenseinkommensverlust für Männer hingegen mit weniger als 500 Millionen Euro. 

Es braucht einen Rechtsanspruch auf Sonderbetreuungszeit 

Mehr als 390.000 Paare in Österreich haben Kinder unter 14 Jahren die betreuungspflichtig sind. Nur rund ein Prozent von ihnen konnte die Sonderbetreuungs-Regelung bisher in Anspruch nehmen. Mehr als 70 Prozent der AntragstellerInnen waren Frauen. 

Die ursprünglich mit Ende September befristete Maßnahme wurden bis Februar 2021 verlängert werden. Nach wie vor gibt es allerdings keinen Rechtsanspruch. Eltern sind damit weiterhin vom guten Willen ihrer Arbeitgeber abhängig. 

„Wir wissen nicht, ob aufgrund der steigenden Infektionszahlen Bildungseinrichtungen im Herbst eventuell wieder geschlossen werden müssen. Dann stellt sich wieder die Frage, was passiert dann mit den Kindern. Wer betreut die Kinder zu Hause, wer kümmert sich um das Homeschooling?“, warnt Simone Erne, Bundesfrauenvorsitzende des ÖGB. „Wenn Unternehmen zur Sonderbetreuungszeit sagen, das geht nicht und wir wollen das nicht, haben ArbeitnehmerInnen weiterhin keine Chance, die Sonderbetreuungszeit in Anspruch zu nehmen.” 

Die ÖGB-Frauen fordern daher einen Rechtsanspruch auf Sonderbetreuungszeit bei voller Kostenübernahme durch den Bund, um auch für Arbeitgeber Anreize zu schaffen.