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Kinderbetreuung

Kinderbetreuung: Kosten für viele Eltern zu hoch

Ergebnis einer Online-Umfrage von ÖGB und AK – Kostenlose Plätze ab dem 1. Lebensjahr würden helfen

Die Kombination aus Elternsein und Berufstätigkeit ist für viele Erwachsene ein Balanceakt. Eine wichtige Rolle spielt dabei die Kinderbetreuung: Je besser sie ausgebaut ist, desto leichter ist die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Eine Umfrage des ÖGB und der Arbeiterkammer (AK) zeigt, dass Eltern trotz Zufriedenheit noch Aufholbedarf sehen - etwa wegen hoher Kosten und mangelnder Öffnungszeiten.

Kind & Job – Wie schaffen Sie das?
Unter dem Titel „Kind & Job – Wie schaffen Sie das?“ wurde im Herbst 2018 von ÖGB und Arbeiterkammer eine Online-Befragung zum Thema Kinderbetreuung und schulischer Nachmittagsbetreuung durchgeführt. Rund 3.500 Personen nahmen teil und mehr als 2.500 Personen machten konkrete Rückmeldungen. Die Ergebnisse der Befragung zeigen, dass es trotz Zufriedenheit in vielen Bereichen einige zentrale Problemfelder gibt. Dazu gehören vor allem das mangelnde Angebot für jüngere Kinder, die mangelnden Öffnungszeiten sowie die hohen Kosten. Auch die bessere Qualität der Angebote in Bezug auf Personal, Ausstattung und Essen ist den Eltern ein Anliegen. Der Bericht lässt die Eltern im O-Ton zu Wort kommen
Download: Kind & Job – Wie schaffen Sie das?

Eltern verzichten nicht freiwillig auf Kinderbetreuung

Die Ergebnisse der Befragung zeigen, dass es trotz Zufriedenheit in vielen Bereichen einige zentrale Problemfelder gibt. Knapp 18 Prozent der Eltern, die an der Befragung teilgenommen haben, nehmen keine Betreuung in Anspruch. Zwei Drittel davon verzichten jedoch nicht freiwillig darauf, sondern entweder wegen der Höhe der Kosten (26 Prozent), der mangelhaften Öffnungszeiten (24), dem fehlenden Angebot (14) oder der mangelnden Qualität in Bezug auf Personal, Ausstattung oder Essen. Für fünf Prozent jener, die keine Betreuung in Anspruch nehmen, war die Entfernung zu weit. Für Korinna Schumann, ÖGB-Vizepräsidentin und Frauenvorsitzende, ist daher ganz klar: „Gäbe es das Angebot, würde es auch genutzt werden. Allerdings müsste das ein Angebot sein, das Eltern keine weiteren Sorgen bereitet, zum Beispiel aufgrund hoher Kosten oder weil die Öffnungszeiten so sind, dass eine Vollzeitbeschäftigung nicht möglich ist.“ Nur sechs Prozent aller befragten Eltern oder 36 Prozent aller, die keine Betreuung in Anspruch nehmen, wollen ausdrücklich (noch) keine Betreuung außer Haus.

Kinderbetreuung ist zu teuer

Die Kosten für die Kinderbetreuung sind den Ergebnissen der Umfrage zufolge eine erhebliche Belastung für die Haushalte. Vier von zehn Befragten zahlen monatlich zwischen 100 und 200 Euro, zwei von zehn zwischen 200 und 300 Euro und jeder achte sogar mehr als 300 Euro. Besonders teuer sind Tageseltern und Horte. Jeweils 54 Prozent geben hier mehr als 200 Euro pro Monat aus, bei den Tageseltern muss über ein Drittel sogar mehr als 300 Euro aufwenden. Aber auch bei Ganztagsschulen und Krippen muss fast die Hälfte der Eltern 200 Euro und mehr bezahlen.

Öffnungszeiten erschweren das Leben

Für viele Eltern erschweren die Öffnungszeiten der Kinderbetreuungseinrichtungen das Leben. Ein Viertel der Kinder ist nur bis 13 Uhr in der jeweiligen Einrichtung, ein Drittel geht zwischen 13 und 15 Uhr nach Hause. 38 Prozent verlassen zwischen 15 und 17 Uhr die Betreuung, fünf Prozent bleiben länger. Ausgewertet nach Bundesländern zeigt sich, dass der Anteil an der lediglich am Vormittag stattfindenden Betreuung in Vorarlberg am höchsten ist, gefolgt von Steiermark, Tirol und Oberösterreich. Am größten ist die Unzufriedenheit darüber in Kärnten und Tirol.

Aus der Umfrage geht auch heraus, dass die Schließtage eine weitere Herausforderung darstellen.  Jeder dritte Befragte war mit den Schließtagen wenig oder gar nicht zufrieden, wobei sich das Problem der Schließtage am häufigsten bei der schulischen Nachmittagsbetreuung stellt, wo vier von zehn Eltern eher oder gar nicht zufrieden sind. In Kindergarten und Ganztagsschule sind es jeweils drei von zehn Eltern. Am geringsten ist die Unzufriedenheit bei Krippen und Horten.

Mangelndes Angebot für junge Kinder

Als großes Manko sehen Eltern auch, dass es vor allem für kleinere Kinder Engpässe in der Betreuung gibt, die nicht den Anforderungen eines möglichst raschen Wiedereinstiegs von Frauen nach der Elternkarenz entsprechen. Für 43 Prozent der Befragten war es sehr schwierig oder schwierig, einen Krippenplatz zu bekommen. Auch bei Tageseltern zeigte sich eine ähnlich schwierige Situation.

Ein Rechtsanspruch auf ein Kinderbetreuungsplatz ermöglicht Vollzeitbeschäftigung.

Korinna Schumann, ÖGB-Vizepräsidentin

Gratis Kinderbetreuungsplatz ab dem 1. Lebensjahr

Doch egal, ob es um die Kosten, die Öffnungszeiten oder die Schließtage geht, für AlleinerzieherInnen sind diese Hürden nochmal höher. Eine Hilfe kann laut ÖGB-Vizepräsidentin der Rechtsanspruch auf einen Gratis-Kinderbetreuungsplatz für jedes Kind ab dem ersten Lebensjahr sein. „Dieser würde nicht nur allen Kindern von Anfang an die gleichen Zukunftschancen ermöglichen, sondern auch eine Vollzeitbeschäftigung ermöglichen. Für all jene, die das auch wollen.“