Überbetriebliche Ausbildung
Lehrausbildung: 1,50 Euro Stundenlohn ist ein Witz
Gewerkschaftsjugend übergibt offenen Brief an Arbeitsminister Kocher und fordert völlige Gleichstellung für Lehrlinge in Überbetrieblicher Ausbildung
6.224 Lehrlinge absolvieren ihre Ausbildung gerade in einer sogenannten überbetrieblichen Ausbildung (ÜBA) – weil man ihnen keinen Platz in einem Betrieb gegeben hat und die Allgemeinheit für die mangelnde Ausbildungsbereitschaft der Unternehmen aufkommen muss. „Und das, obwohl Unternehmen nach Lehrlingen schreien, Lehrstellen offen sind und alle dringend Fachkräfte benötigen“, kritisiert der Vorsitzende der Österreichischen Gewerkschaftsjugend (ÖGJ), Richard Tiefenbacher.
Lehrlinge in der ÜBA seien Lehrlingen in Betrieben gleichgestellt, „beim Einkommen ziehen sie aber den Kürzeren“, so der ÖGJ-Vorsitzende. Sie bekommen kein Lehrlingseinkommen und kein Urlaubs- und Weihnachtsgeld, sondern nur eine Ausbildungsentschädigung von derzeit 361,50 Euro im 1. und 2. Lehrjahr sowie 834,90 im 3. und 4. Lehrjahr.
„Das ist eine absolute Ungleichbehandlung und angesichts der massiven Teuerung doppelt ungerecht. Auch die Erhöhung der Werte für 2023 um gerade mal 3 Prozent gleicht einer Farce“, ist Tiefenbacher empört. Während sogar Politikergehälter um 5,3 Prozent steigen, was bei den MinisterInnen mit einem Plus von 960 Euro pro Monat zu Buche schlägt, speist man die Jugendlichen mit 11,10 Euro ab.
500 Euro im 1. Lehrjahr sowie Urlaubs- und Weihnachtsgeld
Bei der Übergabe eines offenen Briefes an Arbeitsminister Martin Kocher am 19. Dezember fordern die Gewerkschaftsjugend und zahlreiche Vertrauensräte mehr Fairness für alle ÜBA- Lehrlinge und eine Erhöhung der Ausbildungsentschädigung: „1,50 Euro Stundenlohn ist ein Witz. 500 Euro müssen für die Lehrlinge im 1. und 2. Lehrjahr drin sein!“ Geld sei ein wichtiger Motivator für Jugendliche, um eine Ausbildung zu beginnen und eine Voraussetzung sie auch abschließen zu können.
„Wenn wir wollen, dass junge Menschen diese Ausbildung auch fertig machen und wenn wir ernsthaft Fachkräfte ausbilden wollen, dann muss dieses Einkommen erhöht werden“, so Tiefenbacher abschließend.