Jugend
Lehrlingsmonitor: Qualität der Lehrausbildung hängt von der Branche ab
Wer gute Fachkräfte will, muss Lehrlinge qualitativ hochwertig ausbilden und nicht als Hilfskräfte ausnutzen
Eine Lehrausbildung legt jedes Jahr für tausende junge Menschen den Grundstein ihrer beruflichen Laufbahn. Endlich eigenes Geld verdienen, als Lehrling einen Beruf erlernen – und nach der Ausbildung als Fachkraft durchstarten, sind für sie die Motivation. Doch diese geht bei vielen im Lauf ihrer Ausbildung verloren. Denn die Qualität der Lehrausbildung hängt stark von der Branche ab, wie eine Spezialauswertung des 4. Österreichischen Lehrlingsmonitors unter rund 6.000 Lehrlingen zeigt.
Lehrlinge im Handel und Tourismus unzufrieden
Generell ist nur ein Drittel der Lehrlinge im Tourismus und im Handel mit den Ausbildungsbedingungen sehr zufrieden. Ebenfalls nur ein Drittel sieht sich im Tourismus als gut ausgebildete Fachkraft (im Handel ist dieser Anteil mit 37 Prozent eine Spur höher). In der Folge möchten im Tourismus 28 Prozent und im Handel 36 Prozent nach der Lehre den Beruf oder die Branche wechseln.
Für Richard Tiefenbacher, Vorsitzender der Österreichischen Gewerkschaftsjugend (ÖGJ), ist das nicht überraschend. „Junge Menschen wollen nicht in Branchen arbeiten, wo sie bereits beim Berufseinstieg mit einer schlechten Ausbildungsqualität konfrontiert werden. Solange hier kein Umdenken stattfindet und Verbesserungen eingeführt werden, würde ich keinem jungen Menschen empfehlen, in entsprechenden Branchen eine Lehre zu beginnen.“
Das sagen Lehrlinge über ihre Ausbildung
Habe daran gedacht, die Ausbildung abzubrechen
- 54 % Tourismus
- 54 % Handel
- 37 % Metall, Elektro
- 36 % MaurerIn
Wunsch den Beruf bzw. die Branche zu wechseln
- 36 % Handel
- 28 % Tourismus
- 23 % MaurerIn
- 20 % Metall, Elektro
Sehr zufrieden mit Ausbildungsbedingungen
- 58 % MaurerIn
- 46 % Metall, Elektro
- 33 % Handel
- 31 % Tourismus
Gute Ausbildung statt hausgemachter Arbeitskräftemangel
Das Geheimnis der Branchen Bau, Metall und Elektro, denen ihre Lehrlinge ein gutes Zeugnis ausstellen, ist schnell erklärt. Sie bieten gute Ausbildungsbildungsbedingungen und Jobchancen.
Auch ÖGJ-Vorsitzender Richard Tiefenbacher sieht die Verantwortung bei den Unternehmen: „Solange es Betriebe gibt, die Lehrlinge als billige Hilfskräfte ausnutzen und nicht qualitativ hochwertig ausbilden, wird sich das schlechte Image der Lehre nicht reinwaschen können. Da bringt auch ein größeres Lehrstellenangebot nichts.“
Im Lehrberuf Maurerin oder Maurer zum Beispiel zeigt die Branche, wie es gehen kann. Das Lehrlingseinkommen ist hoch – 1.629 Euro brutto im Monat ab dem zweiten Lehrjahr. Kombiniert wird der praktische Einsatz auf den Baustellen mit qualitativer Ausbildung in Lehrbauhöfen. Das sorgt für entsprechend hohe Beliebtheit und Zufriedenheit bei den Jugendlichen.
Zur Verbesserung der Ausbildungsqualität fordern ÖGJ und AK:
- Ausbildungsbedingungen verbessern, besonders im Tourismus
- Lehrstellenförderung mit Qualitäts- und Sozialkriterien verknüpfen, um Anreize für bessere Ausbildungsbedingungen zu schaffen.
- Facharbeitsfonds: Betriebe, die nicht ausbilden, sollen Beiträge zahlen und mit diesem Geld sollen ausbildungsbereite Betriebe gestärkt und unterstützt werden
- Transparente, öffentlich zugängliche und zeitgemäße Lehrabschlussprüfungen