Lehre als Teilzeitbeschäftigung dient nur, Unternehmern Auftragsschwankungen abzufedern
Lehre und Ausbildung
Teilzeitlehre ist Teilzeitfalle
Lehre als Teilzeitbeschäftigung dient Unternehmern nur, Auftragsschwankungen abzufedern
Die Regierung will die Lehrlingsausbildung reformieren und beschließt dazu im Ministerrat auch ein neues Berufsausbildungsgesetz, wie der Kurier am 7. Mai berichtete. Details dazu sind – wie mittlerweile schon üblich – nicht bekannt. Fest steht laut Medienberichten aber, dass alle Lehrberufe digitalisiert werden sollen, bis Ende des Jahres will Bundesministerin Margarete Schramböck alle 200 Lehrberufe darauf prüfen. Zukünftig sollen die einzelnen Lehrberufe dann alle fünf Jahre aktualisiert werden.
Lehre ist eine Ausbildung und keine Teilzeitbeschäftigung
Außerdem soll eine Änderung des Berufsausbildungsgesetzes eine Teilzeitlehre für Menschen, die Betreuungspflichten haben, möglich machen. Susanne Hofer, Vorsitzende der Österreichischen Gewerkschaftsjugend (ÖGJ), sieht das kritisch: „Dieser Vorschlag lässt vermuten, dass man Lehrlinge wiederrum nur als billige Arbeitskräfte einsetzen möchte, die man dann je nach Auftragslage flexibel einsetzen kann.“ In einer OTS hat die FPÖ die Teilzeitlehre schon 2007 gefordert und verräterischerweise geschrieben: „Aber auch aus Sicht des Lehrherrn wäre eine Teilzeitlehre sinnvoll, wenn nicht genug Arbeit im Betrieb vorhanden ist.“ Die ÖGJ-Vorsitzende warnt: „Im Kern geht es der Regierung nicht um die Bedürfnisse junger Menschen, sondern um die Bedürfnisse großer Unternehmer, die ihre Auftragsschwankungen damit abfedern wollen.“
Statt Teilzeitlehre besser Kinderbetreuung ausweiten
Halbiert man die Lehrlingsentschädigung etwa im ersten Lehrjahr im Handel, bleiben 325 Euro übrig. „Eine Teilzeitlehre würde dann bedeuten, dass junge Mütter länger von einer noch geringeren Lehrlingsentschädigung leben müssen und noch später einen normalen Facharbeiterinnenlohn bekommen“, so Hofer. „Wer soll davon nur ansatzweise leben können?“ Die Regierung solle Rahmenbedingungen schaffen, die es jungen Menschen möglich macht, eine qualitätsvolle normale Vollzeit-Lehre zu absolvieren. „Anstatt junge Frauen schon in ihrer Ausbildung in die Teilzeitfalle zu drängen, wäre es sinnvoll, Kinderbetreuungseinrichtungen vor allem im ländlichen Raum auszubauen, anstatt das Geld dafür zu streichen.“