Tag der Pflege
In der Not sind wir ohne Pflege tot
Unverzichtbar und unterfinanziert: ÖGB-Pensionist:inenn machen auf die Situation im Pflegebereich aufmerksam
Jedes Jahr am 12. Mai steht der internationale Tag der Pflege im Kalender – eine Gelegenheit, um die entscheidende Rolle der Pflegekräfte für die Gesellschaft zu würdigen. Doch hinter der Wertschätzung verbergen sich tiefgreifende strukturelle Probleme, die dringend gelöst werden müssen. Die ÖGB-Pensionist:innen brachten heute ihre Sorgen und Forderungen vor das Sozialministerium in Wien, um auf diese Missstände aufmerksam zu machen.
Gleiche Pflege für alle
„In der Not sind wir ohne Pflege tot“ – unter diesem Motto stand die Aktion der ÖGB-Pensionist:innen. Deren Vorsitzende Monika Kemperle betonte: „Einkommen und Alter dürfen bei der Pflege keine Rolle spielen – jede und jeder verdient die bestmögliche Pflege und Betreuung.“ Sie fordert auch eine Aufwertung der Pflegeberufe durch bessere Arbeitsbedingungen und höhere Einkommen.
Dringender Handlungsbedarf im Pflegesektor
Der Pflegebereich in Österreich steht vor vielfältigen Herausforderungen: Aktuell sind etwa 460.000 Menschen hierzulande pflegebedürftig - eine Zahl, die voraussichtlich bis 2030 deutlich ansteigen wird. Trotz der wachsenden Bedeutung dieser Dienste sind sie mit erheblichen personellen Herausforderungen verbunden: In Österreich herrscht bereits heute ein Mangel an Fachkräften im Pflegebereich. Aktuell sind 127.000 Menschen in der Pflege beschäftigt, über 30 Prozent dieses Personals ist aber schon über 50 Jahre alt und wird in den kommenden Jahren in Pension gehen. Prognosen zufolge wird bis zum Jahr 2030 eine Lücke von 51.000 Pflege- und Betreuungspersonen vorhanden sein, wenn nicht entschieden dagegen gesteuert wird. Zudem berichten Beschäftigte im Pflegebereich immer wieder von körperlicher und emotionaler Erschöpfung, was die Notwendigkeit besserer Arbeitsbedingungen unterstreicht. Die Finanzierung der Pflege ist ebenfalls eine wachsende Sorge: Gerade die Corona-Pandemie hat einmal mehr verdeutlicht, wie wichtig es ist, dass jeder und jede die Pflege und Betreuung bekommt, die er oder sie braucht. „Die Regierung muss die Finanzierung endlich nachhaltig sicherstellen“, fordert Kemperle.
Gegen gewinnorientierte Pflegeeinrichtungen
Ein weiteres großes Thema ist die zunehmende Privatisierung im Pflegebereich. Kemperle kritisiert, dass der Pflegesektor zu oft als Profitquelle gesehen wird. „Die Regierung muss hier eingreifen und vielmehr selbst investieren“, so Kemperle. Dies würde nicht nur die Qualität der Pflege verbessern, sondern auch die Arbeitsbedingungen für Arbeitnehmer:innen.
Nicht nur in Wien machten die ÖGB-Pensionist:innen auf die Situation im Pflegebereich aufmerksam. In ganz Österreich gingen sie auf die Straße und setzten wichtiges ein Zeichen. Alle Fotos der Aktionen gibt es hier
24-Stunden-Betreuer:innen und Unterstützungsangebote für Angehörige
99 Prozent der Pflegebetreuer:innen arbeiten als Selbstständige. Dafür benötigen sie einen Gewerbeschein. Da dieses Gewerbe aber zu den freien Gewerben zählt, ist der Nachweis einer Befähigung nicht erforderlich. Für die ÖGB-Pensionist:innen ist das zu wenig, sie fordern höhere Anfordernisse an die Ausbildung der 24-Stunden-Betreuer:innen. Handlungsbedarf sehen sie auch bei flächendeckenden und leistbaren Unterstützungsangeboten für Angehörige, die oft einen großen Teil der Pflegearbeit übernehmen. „Pflegebedürftigkeit wirft viele Unsicherheiten auf. Niemand darf mit diesen Fragestellungen allein gelassen werden“, betont Kemperle.
Echte Reformen statt unzureichende Maßnahmen
Der Tag der Pflege sollte mehr sein als eine jährliche Erinnerung an die Wichtigkeit dieser Berufe. Die Forderungen der ÖGB-Pensionist:innen zum Tag der Pflege unterstreichen die Dringlichkeit echter Reformen. Es geht um nichts weniger als die Sicherungstellung einer würdigen, nachhaltigen und qualitativ hochwertigen Pflege für alle Bürger:innen sowie um die Anerkennung und Unterstützung derjenigen, die in diesem entscheidenden Sektor arbeiten.