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Arbeitnehmer:innen organisieren sich in Gewerkschaften, um ihre Rechte gegenüber Arbeitgebern zu vertreten. krumanop - stock.adobe.com

Arbeitnehmer:innenvertretung

Was ist eine Gewerkschaft?

Einfach erklärt: Häufige Fragen zu Gewerkschaften

Gewerkschaften spielen eine wichtige Rolle in der Arbeitswelt. Als Vertretungen der Arbeitnehmer:innen verbessern sie Arbeitsbedingungen und Einkommen und sorgen somit auch für mehr Gesundheit und Sicherheit im Job. In diesem Artikel beantworten wir die wichtigsten Fragen zu Gewerkschaften und ihrer Arbeit. 

Drei Fakten, die du wissen solltest:

  • Arbeitnehmer:innen organisieren sich in Gewerkschaften, um ihre Rechte gegenüber Arbeitgebern zu vertreten. 
  • In Österreich gibt es sieben Gewerkschaften, denen die Mitglieder – je Branche, in der sie arbeiten – angehören. Diese sieben Gewerkschaften finden sich im ÖGB, der Dachorganisation, wieder. Insgesamt zählt der ÖGB über 1,2 Millionen Mitglieder.
  • Kollektivverträge werden zwischen Gewerkschaften und Arbeitgeberverbänden verhandelt und abgeschlossen. 

Was ist eine Gewerkschaft?

Eine Gewerkschaft ist eine überparteiliche Interessenvertretung der Arbeitnehmer:innen.

Was sind die Aufgaben einer Gewerkschaft?

Die Hauptaufgabe der Gewerkschaften besteht darin, die Interessen der Arbeitnehmer:innen zu vertreten und Kollektivverträge mit den Arbeitgebervertretern auszuverhandeln. Kollektivverträge regeln nicht nur die Arbeitsbedingungen und Mindestlöhne bzw. -gehälter, sondern umfassen auch jährliche Lohn- und Gehaltserhöhungen, Arbeitszeitregelungen, das Urlaubs- und Weihnachtsgeld und vieles mehr.

Um die Interessen der Beschäftigten durchzusetzen, können Gewerkschaften auch zu Streiks aufrufen. Im Falle eines Streiks sind Gewerkschaftsmitglieder abgesichert, da das ÖGB-Sicherheitspaket auch eine Streik- und Aussperrungsunterstützung beinhaltet.

Darüber hinaus unterstützt die Gewerkschaft Arbeitnehmer:innen bei Problemen im Job. Wenn beispielsweise Überstunden nicht bezahlt werden oder Unstimmigkeiten bei der Lohn- oder Gehaltsabrechnung auftreten, können sich Mitglieder an ihre Gewerkschaft wenden. Die Gewerkschaft schützt vor Benachteiligungen und Ausbeutung und vertritt ihre Mitglieder, wenn nötig, auch vor Gericht.

Viele glauben, Urlaubs- und Weihnachtsgeld seien durch ein Gesetz vorgeschrieben.

Falsch gedacht: Arbeitnehmer:innen bekommen ihr Urlaubs- und Weihnachtsgeld, weil Gewerkschaften es erkämpft haben und es jedes Jahr aufs Neue verteidigen.

Wie viele Gewerkschaften gibt es in Österreich?

In Österreich gibt es sieben Gewerkschaften:

Jedes einzelne Gewerkschaftsmitglied ist Teil der Gewerkschaftsbewegung. Da 1,2 Millionen Menschen einzeln und ohne entsprechende Organisation nur wenig erreichen würden, gibt es Gewerkschaften, die sich alle gemeinsam im ÖGB, der Dachorganisation, wiederfinden.

Die drei größten Gewerkschaften im Jahr 2023 waren: Gewerkschaft GPA (290.667 Mitglieder), GÖD (261.250 Mitglieder) und younion (143.945 Mitglieder).

Was ist der Unterschied zwischen dem ÖGB und den Gewerkschaften?

Der ÖGB ist eine überparteiliche Bewegung mit über 1,2 Millionen Mitgliedern. Gemeinsam mit seinen Gewerkschaften setzt er sich für die Interessen der Arbeitnehmer:innen, Menschen in Ausbildung, Arbeitslosen und Pensionist:innen ein. Darüber hinaus vertritt der ÖGB die Interessen der Gewerkschaften und ihrer Mitglieder gegenüber der Politik, insbesondere in Bereichen wie Arbeitsmarkt, Gesundheit und Sozialversicherung.

Auf internationaler Ebene engagiert sich der ÖGB im Europäischen Gewerkschaftsbund (EGB), dessen Vorsitzender ÖGB-Präsident Wolfgang Katzian ist, sowie im Internationalen Gewerkschaftsbund (IGB). So trägt der ÖGB dazu bei, die Interessen der Arbeitnehmer:innen auch über die nationalen Grenzen hinaus zu stärken.

Warum braucht es heute noch Gewerkschaften?

Gewerkschaften spielen eine zentrale Rolle, indem sie sicherstellen, dass die Rechte der Arbeitnehmer:innen gewahrt bleiben und faire Arbeitsbedingungen herrschen. In der Vergangenheit, ohne die Unterstützung von Gewerkschaften, waren Einzelpersonen oft machtlos gegenüber ihren Arbeitgebern und damit gezwungen, unter prekären Bedingungen zu arbeiten.

Zwar gibt es auch heute noch prekäre Jobs, aber die Gewerkschaften gehen dagegen vor. Darüber hinaus profitieren heute alle Arbeitnehmer:innen – ob Gewerkschaftsmitglied oder nicht – vom sozialen Fortschritt, den Gewerkschaften über die Jahre hinweg hart erkämpft haben. Eine der wesentlichen Aufgaben der Gewerkschaften besteht darin, diesen Fortschritt zu bewahren und weiter voranzutreiben. So tragen sie kontinuierlich dazu bei, die Arbeitswelt gerechter und sicherer zu gestalten.

Was sind die Vorteile einer Mitgliedschaft in einer Gewerkschaft?

Als Gewerkschaftsmitglied profitierst du nicht nur von fairen Kollektivverträgen, sondern auch von zahlreichen weiteren Vorteilen. Die Gewerkschaft bietet dir kostenlose Beratung bei Fragen zur Lohnabrechnung oder Kündigung und gewährt dir kostenlosen Rechtsschutz vor Gericht im Falle eines Streits mit deinem Arbeitgeber. Zudem bist du versichert, wenn du in der Arbeit versehentlich etwas beschädigst. Darüber hinaus erhalten Mitglieder Ermäßigungen bei vielen verschiedenen Firmen, etwa bei Mobilfunkanbietern oder Tankstellen.

Was kostet eine Mitgliedschaft bei der Gewerkschaft?

Als Mitglied zahlst du einen monatlichen Beitrag. Dieser beträgt grundsätzlich für alle Mitglieder ein Prozent des Bruttolohns. Es gibt aber auch Mitglieder, die geringere Beiträge zahlen, zum Beispiel Pensionist:innen, Arbeitslose, Studierende oder Zweitmitglieder. Mehr dazu findest du auf: www.oegb.at/mitgliedwerden

Der Mitgliedbeitrag ist in voller Höhe von der Lohnsteuer absetzbar und wirkt daher steuermindernd.

Wird der Mitgliedsbeitrag direkt vom Gehalt/Lohn einbehalten, so wird die Steuerminderung bereits bei der Lohn- bzw. Gehaltsabrechnung berücksichtig. 

Was ist der Unterschied zwischen der Gewerkschaft und der Arbeiterkammer?

Die Arbeiterkammer (AK) und die Gewerkschaften vertreten beide die Interessen der Arbeitnehmer:innen, setzen aber unterschiedliche Schwerpunkte. Die AK berät ihre Mitglieder in arbeitsrechtlichen Fragen, begutachtet Gesetze und macht eigene Gesetzesvorschläge. Gewerkschaften hingegen mobilisieren Beschäftigte, um Verbesserungen auf der Ebene der Kollektivverträge und auch der Gesetzgebung zu erreichen. Zudem ist die Mitgliedschaft in der AK gesetzlich vorgeschrieben, während sie bei den Gewerkschaften freiwillig ist.

Wird der Arbeitgeber darüber informiert, wer Gewerkschaftsmitglied ist?

Nein, Arbeitgeber werden von den Gewerkschaften nicht über eine Mitgliedschaft ihrer Beschäftigten informiert. Den Arbeitgebern ist es sogar verboten, Arbeitnehmer:innen nach einer Mitgliedschaft in einer Gewerkschaft zu fragen. Sollte diese Frage trotzdem gestellt werden, müssen Arbeitnehmer:innen nicht oder nicht wahrheitsgemäß antworten.

 

 

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