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Menschen in einer Besprechung
Arbeitsstiftungen unterstützen seit über 30 Jahren Beschäftigte in Österreich bei ihrem beruflichen Neustart Gorodenkoff – stock.adobe.com

Neue Jobchance

Das bringt dir eine Arbeitsstiftung

Wir beantworten die wichtigsten Fragen rund um das gewerkschaftlich erprobte Modell zur Bekämpfung von Arbeitslosigkeit

Arbeitsstiftungen sind ein jahrzehntelanges, bewährtes sozialpartnerschaftliches Modell, um Menschen vor Arbeitslosigkeit zu schützen.

Arbeitsstiftungen schaffen Ausbildungsmöglichkeiten für arbeitslose Menschen und unterstützen sie, einen neuen Job zu bekommen. Wir beantworten die wichtigsten Fragen rund um Arbeitsstiftungen. 

1. Was ist eine Arbeitsstiftung?

Eine Arbeitsstiftung ist ein arbeitsmarktpolitisches Instrument, das regelmäßig im Zusammenhang mit Sozialplänen beschlossen wird. Nämlich dann, wenn ein Unternehmen einen großen Personalabbau plant und eine weitere Beschäftigung von Mitarbeiter:innen nicht mehr möglich ist (Outplacementstiftungen). Die Maßnahmen zur Weiterqualifizierung, Umschulung oder beruflichen Neuorientierung werden im Rahmen einer Arbeitsstiftung zur Verfügung gestellt. 

Arbeitsstiftungen kommen auch im umgekehrten Fall zum Einsatz, wenn Unternehmen einen großen Mangel an Arbeitskräften haben. Dann werden unter aktiver Einbindung des personalaufnehmenden Unternehmens vorgemerkte Arbeitslose für schwer zu besetzende, offene Stellen vorqualifiziert (Implacementstiftungen)

2. Was ist das Ziel von Arbeitsstiftungen?

Sie sollen einen Beitrag zur beruflichen Neuorientierung und Höherqualifizierung von arbeitslosen Personen mit dem Ziel der Reintegration in den Arbeitsmarkt leisten. 

Zudem sollen sie den Strukturwandel in einer Region oder zwischen personalaufnehmenden und personalabbauenden Unternehmen durch 
zielgerichtete Qualifikation unterstützen.

Weiteres Ziel ist die Einbindung eines oder mehrerer von einem größeren Personalabbau bzw. Personalaufbau betroffenen Unternehmen bzw. von regionalen arbeitsmarktpolitischen Akteuren und Gebietskörperschaften in arbeitsmarktpolitische Maßnahmen. 

3. Wer gründet eine Arbeitsstiftung?

In der Regel gründen ein oder mehrere Unternehmen, die einen größeren Personalabbau planen, in Zusammenarbeit mit Geschäftsführung, Betriebsrat, Belegschaft, Regierung und Arbeitsmarkservice eine Arbeitsstiftung. 

Die Finanzierung erfolgt meist durch Mittel der Arbeitgeber und des AMS. Es können sich beispielsweise auch mehrere Unternehmen einer Region oder einer Branche zu einer Arbeitsstiftung zusammenschließen.

Zusätzlich gibt es auch dauerhaft eingerichtete Stiftungen wie die Stahlstiftung der voestalpine, die Beschäftigten, die aufgrund struktureller Veränderungen ihre Arbeitsplätze verlieren, ein Auffangnetz bieten. 

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4. Wie funktioniert eine Arbeitsstiftung?

Nach einer Orientierungsphase von üblicherweise maximal sechs Wochen können im Rahmen der Arbeitsstiftung bis zu drei Jahre lang Weiterbildungen und Ausbildungen wie eine Lehre oder ein Studium absolviert werden.

So haben auch hochqualifizierte Spezialist:innen die Chance, wieder in anderen Bereichen am Arbeitsmarkt Fuß zu fassen und ihren Lebensstandard zu halten. Je mehr der Arbeitgeber investiert, desto mehr Leistungen können für die betroffenen Beschäftigten zur Verfügung gestellt werden. 

Die Teilnahme an einer Arbeitsstiftung ist freiwillig und versteht sich als Angebot für jene ausgeschiedenen Arbeitnehmer:innen, die Anspruch auf Arbeitslosengeld haben.

Für die Dauer der Stiftungsteilnahme verlängert sich der Anspruch auf das Arbeitslosengeld auf maximal drei (allenfalls sogar auf vier) Jahre. Dazu muss die Arbeitsstiftung von der zuständigen Landesgeschäftsstelle des AMS mittels Bescheid anerkannt werden. 

5. Formen von Arbeitsstiftungen

Outplacementstiftungen

Outplacementstiftungen werden von einem oder mehreren Unternehmen initiiert, wenn sie von einem größeren bzw. für das Unternehmen bedeutsamen Personalabbau betroffen sind. Im Regelfall werden aufgrund von Vereinbarungen im Sozialplan, Maßnahmen des Outplacements bereitgestellt.

Diese Arbeitsstiftungen sind eine vom Unternehmen finanzierte Dienstleistung für ausscheidende Mitarbeiter:innen, die als professionelle Hilfe zur beruflichen Neuorientierung angeboten wird, bis hin zum Abschluss eines neuen Arbeitsvertrags oder einer Existenzgründung.

Es gibt unterschiedliche Modelle und Finanzierung. Eine davon ist die Insolvenzstiftung:

  • Die Insolvenzstiftung ist eine Arbeitsstiftung bei Insolvenz eines Unternehmens oder aus anderen schwerwiegenden Gründen und dadurch bedingten Arbeitgeberkündigungen.

Das AMS beteiligt sich bei einer Insolvenzstiftung an den Kosten für die Berufsorientierung, die Aus- und Weiterbildung, die aktive Arbeitssuche sowie für die Zuwendung zur Abdeckung schulungsbedingter Mehraufwendungen in der Höhe bis 60 Prozent.

Implacementstiftungen

Seit 2002 gibt es auch das Instrument der Implacementstiftungen, die arbeitslosen Personen die Möglichkeit bieten, eine gezielte Qualifikation für bestimmte Arbeitsplätze in einem Betrieb zu erhalten.

Diese Form der Stiftung ist ein Angebot an Unternehmen und Branchen, wenn ein größerer Personalbedarf nicht mit vorgemerkten arbeitslosen Personen abgedeckt werden kann und die sich daraus ergebenden offenen Stellen in absehbarer Zeit nicht adäquat besetzt werden können.

Die Lücke zwischen den Anforderungsprofilen der schwer zu besetzenden Stellen und den vorgemerkten Personen wird durch gezielte Qualifizierung beseitigt.

Aufgaben des Unternehmens:

Das Unternehmen wickelt die zusätzlich zur Theorieausbildung erforderliche praktische Ausbildung der Stiftungsteilnehmer:innen im Betrieb ab. Es finanziert den Stiftungsbeitrag (ca. € 500/TN/Monat) und allfällige, durch Förderungen des Landes oder des AMS nicht gedeckte Ausbildungskosten, nicht gedeckte Ausbildungskosten und übernimmt die Stiftungsteilnehmer:innen nach positivem Abschluss der Ausbildung in ein Dienstverhältnis.

Alle Modelle und Informationen zu Arbeitsstiftungen findest du im PDF unten.

6. Wie viel Geld bekommen die Teilnehmer:innen?

Stiftungsteilnehmer:innen erhalten Arbeitslosengeld oder Notstandshilfe, in der Höhe ihrer bisherigen Leistung. Wenn das Arbeitslosengeld bzw. die Notstandshilfe aber sehr niedrig sind, kann es sein, dass die sogenannte „Beihilfe zur Deckung des Lebensunterhalts” (DLU) die finanzielle Absicherung für die StiftungsteilnehmerInnen gewährleistet. 

Die DLU beträgt 2024:  

  • 12,85 Euro für Jugendliche vor Vollendung des 18. Lebensjahres (bei 30 Tagen pro Monat also 385,50 Euro).
  • 20,88 Euro für Erwachsene, die mindestens 16 aber weniger als 25 Maßnahmenstunden pro Woche umfassen (bei 30 Tagen pro Monat also 626,40 €) und  
  • 29,69 Euro für Erwachsene, die mindestens 25 Maßnahmenstunden pro Woche umfassen (bei 30 Tagen pro Monat also 890,70 Euro).  

Stiftungsteilnehmer:innen erhalten außerdem eine monatliche Zuschussleistung von 100 Euro, die vom Unternehmen finanziert wird.

Stiftungsordnungen können aber höhere Zuschussleistungen enthalten, wie z. B. bei der WAFF-Implacementstiftung „Wiener Fachkräfteinitiative“ oder der AUFLEB-Stiftung „JUST2Job“, wo Zuschüsse bis zur Geringfügigkeitsgrenze möglich sind. 

Die Arbeitsstiftungen werden über Stiftungsträger abgewickelt. In Wien ist beispielsweise der Wiener ArbeitnehmerInnen Förderungsfond (WAFF) gemeinsam mit dem Arbeitsmarktservice (AMS) dafür zuständig. In den Bundesländern ist das unterschiedlich geregelt. 

 

 

Der Beginn der Arbeitsstiftungen 

Die voestalpine-Stahlstiftung war im Jahr 1987 eine der ersten Arbeitsstiftungen in Österreich.

Im Jahr 1995 wurde im Zuge des österreichischen EU-Beitritts die „AUFLEB“ als gemeinsame Stiftung von WKÖ und ÖGB, ursprünglich für die gesamte Lebensmittelbranche eingerichtet. In den vergangenen Jahren ist der Schwerpunkt der Stiftung bei der Abwicklung von Jugendstiftungen für junge Arbeitslose, die lediglich über einen Pflichtschulabschluss verfügen, gelegen. Mit Hilfe der Stiftung soll ihnen ein Lehrabschluss ermöglicht werden, um ihre Chancen am Arbeitsmarkt signifikant zu erhöhen.

Aktuell haben Arbeitssuchende die Möglichkeit, in der AUFLEB in die Umweltstiftung einzutreten. Hier werden Menschen für Klima-Jobs ausgebildet, die eine nachhaltige und sichere Berufslaufbahn garantieren.

Heute sind Arbeitsstiftungen, zusätzlich zum Sozialplan, ein viel genutztes gewerkschaftliches Modell für den Krisenfall, um arbeitslose Menschen wieder in den Arbeitsmarkt zu bringen. 

Mehr über die Geschichte der Arbeitsstiftungen in Österreich liest du auch HIER