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Krankenhaus Arbeitssituation
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Pflegestiftung

„Es gibt kein besseres Investment in die Zukunft”

Warum eine Pflegestiftung Sinn macht und welche Vorteile sie ihren TeilnehmerInnen bietet, erklärt Arbeitsmarktexpertin Sylvia Ledwinka im oegb.at-Interview.

Die Lage auf dem Arbeitsmarkt ist so dramatisch wie seit Jahrzehnten nicht: Mehr als eine halbe Million Menschen sind ohne Job, fast ebenso viele in Kurzarbeit. Zugleich fehlen allein bis 2030 rund 76.000 Pflegekräfte in unserem Land. 

Um neue Jobs zu schaffen und den Pflegebereich zu entlasten, legt der ÖGB jetzt das Konzept einer „Pflegestiftung“ vor. Dort können Arbeitslose umgeschult und anschließend sicher an eine Arbeitsstelle vermittelt werden. Ein Rundum-Sorglos-Paket für einen beruflichen Neustart.

Warum eine Pflegestiftung Sinn macht und welche Vorteile sie ihren TeilnehmerInnen bietet, erklärt ÖGB-Arbeitsmarktexpertin Sylvia Ledwinka im Interview mit oegb.at.

oegb.at: Im Pflegebereich fehlen offensichtlich viele Arbeitskräfte. Wie kann der Beruf attraktiver gemacht werden?

Sylvia Ledwinka: Es ist nicht nur notwendig, das Image des Pflegeberufs zu verbessern, es ist auch notwendig, die Rahmenbedingungen zu verbessern. Es geht konkret um Bezahlung und Arbeitszeiten, die werden lukrativer gemacht werden müssen, um so auch den Pflegeberuf attraktiver zu machen. Davon abgesehen würde unser Konzept einer Pflegestiftung einen weiteren Anreiz darstellen, diesen Zukunftsberuf zu ergreifen.  

Das ÖGB-Konzept für eine Pflegstiftung sieht vor, dass Menschen während ihrer Ausbildung finanziell abgesichert sind. Wie viel bekommen StiftungsteilnehmerInnen dann?

Während meiner gesamten Ausbildungsdauer in der Arbeitsstiftung bekomme ich weiter Arbeitslosengeld. Andererseits ist es in einer Stiftung üblich, dass ich einen zusätzlichen Beitrag erhalte. Daher ist mit unserem Konzept auch eine Forderung verbunden: Wir sind der Meinung, dass es mit dem normalen Arbeitslosengeld schwierig ist, auf längere Zeit finanziell durchzuhalten. Daher wollen wir, dass mit Mitteln des Bundes – darauf kommt es ja auch an – jeder/m StiftungsteilnehmerIn garantiert wird, auf 1.300 Euro netto im Monat zu kommen.

Bei aktuell über 500.000 Arbeitslosen gibt es sicher ein Potential, das sich für den Pflegeberuf interessiert.

Sylvia Ledwinka, ÖGB-Arbeitsmarktexpertin
ÖGB-Arbeitsmarktexpertin
ÖGB

Warum ist diese Pflegestiftung wichtig? 

Weil wir die Menschen in der Pflege brauchen. Bei aktuell über 500.000 Arbeitslosen gibt es sicher ein Potential, das sich für den Pflegeberuf interessiert. Außerdem werden wir Menschen immer älter, der Bedarf an zusätzlichen Pflegekräften ist groß und der Pflegeberuf daher ein Zukunftsberuf. 

Wer soll dort ausgebildet werden und warum sollen sich Leute dafür interessieren?

Vorweg braucht es eine gute Auswahl der KandidatInnen. Nicht jeder und jede möchte so einen Beruf haben. In dem Modell, das wir planen, ist eine Vorauswahl vorgesehen. Ich erhalte als zukünftige/r StiftungsteilnehmerIn Informationen, was der Job mit sich bringt. Und es wird hinterfragt, ob ich das, was von mir verlangt wird, auch schaffe. Das ist wichtig, damit Menschen dann nicht scheitern oder enttäuscht sind und die Ausbildung nicht beenden.

Zur Finanzierung der Pflegestiftung und auch, damit mehr Menschen in Beschäftigung kommen, ist der Bund aufgerufen, die finanziellen Mittel zur Verfügung zu stellen...

Das wäre absolut notwendig. Wir brauchen unbedingt die zusätzlichen finanziellen Mittel. Da muss der Bund das Geld in die Hand nehmen. Wenn das Motto „Koste es, was es wolle“ noch immer gilt, dann gibt es kein besseres Investment in die Zukunft, als hier Geld für eine Pflegestiftung in die Hand zu nehmen. 


Das ganze Interview und wie eine erfolgreiche Stiftung in der Praxis aussieht, kannst du in der Folge „Pflegestiftung: Das Rundum-Sorglos-Paket“ unseres Podcasts NACHGEHÖRT / VORGEDACHT auf Spotify oder iTunes anhören.