Arbeitsbedingungen
Quiet Quitting: Die Arbeit ist nicht mein Leben
Immer mehr Arbeitnehmer:innen in Österreich setzen auf Dienst nach Vorschrift, um ihre Gesundheit, Privatleben und Work-Life-Balance zu schützen
Regelmäßige Überstunden, Anrufe nach Feierabend entgegennehmen und Mails im Urlaub beantworten. Lange Zeit hat für viele das Arbeiten über die Jobbeschreibung hinaus zum Arbeitsalltag dazugehört. Diese Extrameile im Job wird jetzt aber immer öfter vom sogenannten „Quiet Quitting“ nicht nur in Frage gestellt, sondern abgelöst.
Was ist Quiet Quitting?
Die simple deutsche Übersetzung für Quiet Quitting ist „Stilles Kündigen". Mit einer Kündigung im eigentlichen Sinn hat Quiet Quitting aber nichts zu tun, sondern es bedeutet kurz gesagt: Dienst nach Vorschrift, ein Arbeitsleben ohne Stress. Du leistest im Job nur mehr das, was laut deiner Jobbeschreibung auch vorgesehen ist. Das Nötigste, damit du Zeit für wichtigere Dinge hast.
Laut einer aktuellen Studie bezeichnen sich drei von zehn Beschäftigten in Österreich bereits als „Quiet Quitter”. Vor allem junge Menschen grenzen sich immer öfter von ihrem Job ab und stellen das Arbeitsleben nicht mehr an erste Stelle. Die Balance zwischen Beruf und Privatleben zu finden, wird dagegen immer wichtiger.
Schluss mit Extra-Arbeit ohne Bezahlung
Dieser Dienst nach Vorschrift ist auch alles andere als verwerflich. Denn Arbeitnehmer:innen werden für bestimmte Tätigkeiten, die sie in einer bestimmten Arbeitszeit erledigen sollen, eingestellt. Dass darüber hinaus Dinge erwartet oder sogar als selbstverständlich hingenommen werden, hat sich in der Generation der Babyboomer eingeschlichen. Doch diese Extrameilen, sei es Arbeit nach Dienstschluss oder im Urlaub, sollten nie einfach unbezahlt dazugehören.
„Aus arbeitsrechtlicher Sicht schuldest du dem Arbeitgeber auch keinen Erfolg für deine Tätigkeiten, sondern musst während der Arbeitszeit deine Arbeitskraft zur Verfügung stellen. Für diese Zeit steht dem Arbeitgeber ein Weisungsrecht zu, wie und wann gewisse Aufgaben zu erfüllen sind“, erklärt ÖGB-Arbeitsrechtsexperte Michael Trinko.
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Gesundheit im Vordergrund
Quiet Quitting wird hauptsächlich von jüngeren Arbeitnehmer:innen und Berufseinsteiger:innen umgesetzt, weil sie ihre körperliche und psychische Gesundheit sowie ihr Privatleben an erste Stelle setzen. Sie lehnen die ständige Erreichbarkeit im Job, späte E-Mail-Antworten und permanente Überstunden ab. Und genau das sind Gründe, warum Dienst nach Vorschrift auch aus gesundheitlicher Sicht positiv ist.
Dienst nach Vorschrift ist also nichts Negatives, sondern führt zu besserer Gesundheit und Arbeitsfähigkeit und bringt mehr Zeit für Freizeit, Freunde und Familie. Arbeitnehmer:innen setzen klare persönliche Grenzen und bestehen auf ihre Einhaltung und sie befreien sich von Überbelastung und Druck. Und als Draufgabe führt es auch noch dazu, dass sich das Arbeitsumfeld insgesamt verbessert, weil Unternehmen gezwungen sind, sich den Bedürfnissen ihrer Mitarbeiter:innen anzupassen.