Weniger arbeiten, mehr vom Leben
Kürzere Arbeitswoche und gleich viel Geld
Hotelier startet mit seinem Team in Wiener Neudorf in neues Arbeitszeitmodell
Weniger Zeit in der Arbeit, dafür mehr Zeit für Familie, FreundInnen, Hobbys oder einfach nur Relaxen – auf dieses Modell setzen immer mehr Unternehmen in Österreich.
Auch das HB1 Budgethotel Wiener Neudorf ist mit dabei. Ab 1. Jänner 2023 startet dort für 14 Beschäftigte das Pilotprojekt 35-Stunden-Woche bei gleichem Lohn bzw. Gehalt.
„Wir müssen Arbeit anders denken“, erklärt der Hotelier und Investor Bernd Hinteregger im Interview mit oegb.at.
Mehr vom Leben
Die 35-Stunden sollen auf vier Tage aufgeteilt werden. Die Beschäftigten werden an unterschiedlichen Tagen frei haben, damit der Hotelbetrieb wie gewohnt weiterlaufen kann.
Hinteregger ist überzeugt, „dass die MitarbeiterInnen so ihr Leben einfach besser planen können. Es gibt auch mehr Zeit für Kurzurlaube. Die kürzere Arbeitswoche wird ein neuer Turbo für noch mehr Motivation und Produktivität“.
Die 35-Stunden sind für den Unternehmer die Basis, wer mehr arbeiten möchte, kann das freiwillig tun.
Kürzere Arbeitswochen bei gleichem Einkommen helfen, dass Arbeiten im Hotel- und Gastgewerbe gerade für junge Menschen wieder attraktiver wird.
Vorrang für Gesundheit
Arbeitskräfte im Tourismus zu finden „war schon vor der Pandemie eine Herausforderung für die Branche“, sagt Hinteregger. Er ist überzeugt, dass kürzere Arbeitswochen bei gleichem Einkommen helfen, dass die Branche „gerade für junge Menschen wieder attraktiver wird“.
Kürzere Arbeitszeiten verbessern aber nicht nur die Work-Life-Balance, sondern haben auch maßgeblichen Einfluss auf die Gesundheit, wie ÖGB-Gesundheitsexpertin Claudia Neumayer-Stickler betont: „Zu lange Arbeitszeiten können etwa zu Schlafstörungen, psychischen Erkrankungen aber auch zu Herz-Kreislauferkrankungen führen. Ein weiterer negativer Effekt sind vermehrte Arbeitsunfälle. Es gibt einen erkennbaren Zusammenhang zwischen langer Arbeitszeit und einem erhöhten Unfallrisiko."
Voller Erfolg
„Unser neues Arbeitszeitmodell finden 100 Prozent meiner MitarbeiterInnen sehr gut und sie freuen sich richtig darauf“, erzählt Hinteregger mit einem Lächeln.
Wenn er über seine Beschäftigten spricht, gerät er auch regelrecht ins Schwärmen: „Kurz nach Beginn der Pandemie bin ich auch selbst an der Rezeption eingesprungen und habe wieder gesehen, was all meine MitarbeiterInnen leisten. Ich habe großen Respekt und Dankbarkeit für ihre Leistungen.“
Arbeitszeitverkürzung soll Schule machen
Mit seinem Vorstoß, die Arbeitszeit in seinem Betrieb zu verkürzen, will Hinteregger eine Diskussion „für eine generelle 4-Tage Woche mit 35 Stunden anstoßen“. Für die Zukunft habe er noch viele weitere Ideen und Vorschläge, wie man den Faktor Arbeit auch steuerlich und was Abgaben betrifft, entlasten könnte.