Arbeitszeit muss runter
Beschäftigte in Österreich leisten wahren Arbeitszeitmarathon
Die Zeit ist reif für kürzere Arbeitswochen - diese Fakten sprechen dafür
Es kommt uns oft nicht nur so vor, jetzt haben wir es auch schwarz auf weiß: Österreichs Vollzeitbeschäftigte arbeiten viel. Und zwar richtig viel.
Bei den tatsächlich geleisteten Wochenstunden liegen wir laut aktueller Erhebung im absoluten EU-Spitzenfeld.
Mit durchschnittlich 40,8 Arbeitsstunden pro Woche belegt Österreich Platz drei hinter Zypern mit 41,3 Stunden und Schweden mit 41,2 Stunden.
Am anderen Ende der Skala steht Finnland mit 37,9 Stunden. Im Schnitt arbeiten die Vollzeitbeschäftigten in allen 27 EU-Ländern übrigens 39,7 Stunden.
Die letzte allgemeine Arbeitszeitverkürzung in Österreich hat es vor 50 Jahren gegeben. Von 1970 bis 1975 wurde die Arbeitszeit schrittweise von 45 auf 40 Wochenstunden verkürzt. Forderungen nach einer weiteren Reduktion der Arbeitszeit werden derzeit von den Arbeitgebern am häufigsten mit folgendem Gegenargument vom Tisch gewischt: Würden wir weniger arbeiten, hätten das negative Folgen auf den Wohlstand.
Stimmt nicht, sagen Expertinnen und Experten: Eine Verkürzung der Vollzeit-Arbeitszeit kann funktionieren, ohne dass insgesamt weniger gearbeitet wird.
Ein Beispiel: Wenn Vollzeitbeschäftigte nur noch 35 Stunden pro Woche arbeiten und gleichzeitig Teilzeitbeschäftigte, die mehr arbeiten wollen, auf 35 Stunden pro Woche aufgestockt werden, würde sich die Gesamtarbeitszeit im Jahr kaum verändern. Es gäbe sogar einen kleinen Anstieg der Arbeitsstunden – von 5,66 Milliarden auf etwa 5,68 Milliarden Stunden pro Jahr.
Wie schaut es jenseits unserer Grenzen aus?
In unseren Nachbarländern Deutschland und Italien wird mit 39,9 bzw. 39,1 Stunden pro Woche deutlich weniger geschuftet als bei uns. Das kleinste Wochenpensum haben neben - wie oben erwähnt - Finnland übrigens die Beschäftigten in den Niederlanden mit 38,3 Stunden.
Ein Blick (Quelle: Eurofund) auf die geleisteten Arbeitsstunden pro Jahr zeigt zudem: Wir verbringen auch deutlich mehr Zeit in der Arbeit als andere EU-Länder mit Spitzenplätzen beim BIP/Kopf wie Deutschland, Schweden oder Dänemark.
Die Beschäftigten in diesen Ländern arbeiten deutlich weniger und profitieren von mehr Freizeit!
- Der ÖGB setzt sich seit jeher für kürzere Arbeitszeiten bei vollem Lohn- und Personalausgleich ein
- Wir begrüßen alle Formen der Arbeitszeitverkürzung, etwa die sechste Urlaubswoche oder reduzierte Tages- oder Wochenarbeitszeiten
- Kürzere Arbeitszeiten sorgen auch dafür, dass mehr Menschen einen Job finden – gerade in Zeiten hoher Arbeitslosigkeit ist die bessere Verteilung von Arbeit unumgänglich!